Geschichte der Benzindirekteinspritzung - Teil 4

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Otfried

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W 198 – der erste PKW – Benzindirekteinspritzer

Bereits in den Jahren 1950/51 hatte der Vorstand von Daimler Benz erneut an eine Motorsportliche Beteiligung der Firma gedacht. Es fanden Überlegungen in Hinblick auf den W 165 statt, ein Versuchseinsatz mit 3 W 154/M 163 K endete in einer Niederlage gegen Ferrari.
Da die Formel 1 Weltmeisterschaft 1952/53 für 2 Liter Formel 2 Fahrzeuge ausgeschrieben wurde, stellte Daimler Benz das Formel 1 Projekt bis 1954 zurück und entwickelte einen ”Sportwagen”, den W 194.

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W 194

Sportwagenrennen waren zu jener Zeit ebenso populärer wie Formel 1 Rennen. Sie wurden größtenteils auf ”öffentlichen” Straßen ausgetragen und waren die Domäne der Hersteller von Luxussportwagen wie Ferrari, Jaguar, Aston Martin, Lagonda, Maserati und Talbot-Lago.

Für die Rennsaison 1952 war auf Basis des W 186 {”300”} ein zweisitziges Rennsport-Coupé entstanden – der 300 sportlich, leicht, welcher als ”300 SL” {W 194} bekannt wurde.
Die Flügeltüren-Coupés der Baureihe W 194 fanden auch bei den Zuschauern großen Anklang – die Wettbewerber verkauften ihre Modelle auch an Privatpersonen.

Auf der New York Motorshow 1954 präsentierte Daimler Benz dann die allgemein verkäufliche Straßenversion des W 194, den W 198 “300 SL”

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W 198.043 – ”300 SL” Coupé - Leichtbauversion

Vom Aufbau her war der W 198 dem W 194 ähnlich, nur wurde der Rohrrahmen etwas verstärkt und die Spur geändert. Zusammen mit Dunlop waren spezielle Reifen für das neue Fahrzeug entwickelt worden.
Der M 198.980 genannte Motor war ein geneigt eingebauter 2.996 cm³ Reihensechszylinder, welcher sich technisch am Aufbau des Rennmotors M 194 V 30 orientierte. Um jedoch eine hohe Leistungsausbeute mit für die damaliger Zeit hoher Verdichtung und ein sehr gutes Ansprechverhalten zu erzielen, wurde die M 198 Motoren als technische Besonderheit mit einer direkten Benzineinspritzung von Bosch ausgerüstet, welche eine Spitzenleistung zu jener Zeit darstellte. Der Kraftstoff wurde von einer mechanischen Bosch Sechsstempelpumpe direkt mit einem Druck zwischen 40 – 48 bar in die Zylinder injiziert. Eine elektrische Kraftstoffpumpe sorgte für genügend Kraftstoffzufuhr. Bei entsprechender Wartung rechnete Daimler Benz für einen Motor dieser Leistungsklasse bisher unerreichte Laufleistung.
Damit knüpfte dieses Anfang 1954 vorgestellte Coupé an die motorsportlichen Erfolge des W 194 aus dem Jahre 1952/3 einerseits als auch an die erfolgreichen Formel 1 Rennwagen der W 196 Bauserie der Jahre 1954/55 sowie an die Rennsportwagen der W 196 R Bauserie aus dem Jahre 1955 an, welche 2 Formel 1 Weltmeisterschaftstitel sowie eine Sportwagenweltmeisterschaftstitel errangen.

Im Motorsport eingesetzte W 198.043 und .040 Fahrzeuge erzielten eine Reihe von Erfolgen.

Der W 198.040 {.043} war der erste reine Mercedes Straßensportwagen der Nachkriegszeit und knüpfte an Modelle wie den W 06 {”SSK”} der 30iger Jahre an.

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M 198.980

Gegenüber dem Wettbewerb stellte der W 198.040 zu seiner Zeit einen reinen Supersportwagen dar. Bei einer Motorleistung von 215 PS/5.800 U/min und einem maximalen Drehmoment von 280 Nm/4.600 U/min standen dem Coupé wenige Wettbewerber gegenüber. Lediglich Ferrari baute mit den extrem teuren “410 Super America” Modellen leistungsstärkere Fahrzeuge. Der “250 GT” jener Zeit lag am Anfang seiner Entwicklung, von den Fahrleistungen etwa auf dem W 198 Level, war jedoch wesentlich teurer.
Maserati bot mit dem “A 6 G/54” nur einen für den Straßeneinsatz verwendbaren GT-Rennwagen der 2 Liter Klasse an, welcher vom Preis indiskutabel war.
Jaguar baute den “XK 140”, ein 200 km/h schnelles, maximal 210 PS starkes Fahrzeug, Aston Martin den “DB 2/4” einen 196 km/h schnellen, 142 PS starken 3 Liter Reihensechszylinder.
Der Bentley “R Type Continental” mit seinem 4.566 cm³ Reihensechszylinder lief 195 km/h, war jedoch von einem sportlichen Fahrzeug Gewichtsmäßig schon zu weit entfernt, der Bristol “403” verwendete einen getunten BMW 328 Motor, welcher gut für 175 km/h war. Frazer Nash “produzierte” den Continental mit 3.2 Litern; 140 PS, womit dieser Wagen 190 km/h erreichte. Auch die Lagonda mit ihern 2.9 Liter Reihensechszylindern waren kaum schneller als ein Aston Martin, der 3 Liter Alvis TC 21 brachte es auf 165 km/h, der Daimler Conquest auf 160 km/h, lediglich der Jensen 541 R mit 4 Liter Motor durchbrach die 200 km/h Mauer: 205 km/h.
Die französischen Luxuswagen-Hersteller Delahaye/Delage/Bugatti und Talbot-Lago hatten die Produktion bereits eingestellt, mit welcher sie bei Kriegsende begonnen hatten.

Gegen alle diese Fahrzeuge stellte der W 198.040 {.043} wirklich eine Ausnahmeerscheinung dar. Der Kunde konnte zwischen 5 verschiedenen Differentialübersetzungen wählen, mit welchen der W 198.040 zwischen 208 und {theoretisch} 260 km/h schnell war. Bei diesen Geschwindigkeiten war der Wagen zudem noch fahrbar und konnte ein hohes Tempo auch über längere Strecken halten. Selbst die Bremsanlage der ersten Modellserie {Trommelbremsen} war für die damalige Zeit gut, ab 1961 lieferte Daimler Benz die Fahrzeuge zudem mit Scheibenbremsen aus.

Die Coupés wurden von 1954 - 1957 in 1372 {+ 28 .043} Exemplaren gebaut.
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Von 1957 - 1964 entstanden auf Basis des Coupés auch 1859 “300 SL” Roadster {R 198.042}, welche heute zu den gesuchtesten Sammlerstücken zählen.
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