Hallo MegaMan,
wie versprochen, habe ich heute alles über den M 110 und die Fahrzeuge in welche er eingebaut wurde einmal nachgesehen.
Das von Dir angesprochene vollautomatische 3 gang Getriebe wurde im R 107 nur mit den Motoren M 116 E 35 {„350 SL"} und M 117 E 45 {„450 SL"} angeboten, im C 107 nur mit dem M 117 E 45 {„450 SLC"} oder M 117 E 50 {„450 SLC 5.0"} sowie auf Wunsch ab Herbst 72 im W 116 mit dem M 116 E 35 {„350 SE"}.
Wie ich in meiner ersten Antwort geschrieben hatte, war der Motor der M 110 Serie für das zu jener Zeit übliche verbleite Superbenzin ausgelegt, welches 99 Oktan aufwies.
Als die ersten Diskussionen über verschärfte Abgasgesetze und damit verbunden über die nicht mehr Verfügbarkeit von 99 Oktan Treibstoff aufkamen, reduzierte Daimler Benz die Verdichtung des M 110 für kurze Bauserien auf 8.7:1 in Verbindung mit einer elektronischen D-Jetronic. Ein Katalysator wurde jedoch nicht angeboten.
Serienmäßig waren alle Fahrzeuge bis zu jenem Zeitpunkt, in welchen der M 110 eingebaut wurde, mit einem manuellen 4-Gang-Schaltgetriebe ausgerüstet. Auf Wunsch war ein vollautomatisches 4-Gang-Getriebe erhältlich, wo jedoch durch den damals üblichen Schlupf im Wandler einiges an Leistung verloren ging.
Als der W 123 in Serie ging, wurde der M 110 auch in diesem Modell angeboten, als M 110.923 die Vergaserversion und als M 110.984 die 177 PS Variante, welche später durch den M 110.988 abgelöst wurde, der eine auf die ursprünglichen 9.0:1 angehobene Verdichtung aufwies und wieder 185 PS leistete. W 123.030 und W 123.033 wurden ebenfalls mit manuell schaltbaren 4-Gang-Getrieben ausgeliefert, AMG bot für die Fahrzeuge 5-Gang Getriebe an.
Zuletzt fand der M 110 im W 126.022/.023 Verwendung.
Die erste Version mit Katalysator waren die Nachfolgemotoren der Baureihe M 103, welche auch von Anfang an mit gehärteten Ventilsitzringen ausgeliefert wurden und bleifreies Benzin „verkraften" konnten. Die ersten Version, wie der M 103.980 {190 PS} hatten im Motorraum ein Zündzeitpunktreduktionsschalter, mit welchem der Motor auf einen Betrieb mit 95 Oktan Kraftstoff eingestellt werden konnte.
Die Motoren der Bauserie M 110 hingegen waren nicht für die Verwendung bleifreien Kraftstoffes ausgelegt. Was ich in Erfahrungen bringen konnte war, das bei manchen Youngtimer Spezialisten besonders die Motoren mit der elektronischen D-Jetronic mit gehärteten Ventilsitzringen versehen und geregeltem Katalysator ausgerüstet werden können. Hierbei tritt jedoch ein erheblicher Leistungsverlust ein.
Die Fahrleistungen dieser Fahrzeuge sind keinesfalls schlimm, sondern lag zu der Zeit ihrer Produktion auf einem sehr hohen Niveau. Vor 20 Jahren lag eine Beschleunigung von 0 – 100 km/h in 10 Sekunden und 200 km/h Spitze auf Sportwagenniveau. Vor der GTI Zeit gab es nur wenige Fahrzeuge, welche solche Fahrleistungen erreichten. Zu jener Zeit waren 120 – 150 km/h Endgeschwindigkeit „normal" und Beschleunigungswerte von 0-100 km/h in unter 20 Sekunden. Verfälscht wird das Bild durch viele Berichte Zeitgenössischer Super-Sportwagen.
Zum Thema Rennmotor:
Ende 1955 zog sich Daimler Benz offiziell aus dem Motorsport zurück und entwickelte keine „Rennmotoren". Der letzte reine DOHC „Rennmotor" war der M 196 und M 196 I {M 196 DE 25/M 196 DE 30}, welche jedoch Reihenachtzylinder mit zentraler Kraftabnahme und desmotronischer Ventilsteuerung waren.
Wenn man den M 198 {M 198 DE 30} ebenfalls zu den „Rennmotoren" zählt, hatte dieser Motor, einen Reihensechszylinder eine OHC Ventilsteuerung.
Von der „optischen" Erscheinung entspricht der M 110 natürlich den „klassischen" Reihensechszylinder-Rennmotoren von Maserati, Ferrari, Jaguar, Aston Martin und Alfa Romeo.
Als er auf dem Markt erschien, wurden solche Motoren nur im Sportwagensegment angeboten, da im „normalen" PKW Bereich noch mit OHC, OHV und Stoßstangenmotoren gearbeitet wurde.
Typisch für jene Zeit war die „einseitige" Auslegung eines Motor, da noch keinerlei technische Hilfsmittel zur Verfügung standen, ich hatte ein Fahrzeug mit 2 Weber Doppelvergasern, der mit scharfen Nockenwellen Leerlaufdrehzahl von 1.500 U/min verlangte jedoch 180 PS leistete {bei 2 Litern Hubraum}. Solche Motoren konnten praktisch nicht langsam gefahren werden. Ein Motor für den normalen betrieb lief ab einer bestimmten Drehzahl, damals ca. 4.000 – 5.000 U/min nur noch zäh. Erst einige Hilfsmittel und die elektronische Gemischaufbereitung ermöglichten den Weg zum jetzigen Motorenbau.
Der M 110 „hängt" bei niedrigen Drehzahlen natürlich mehr als ein heutiger 185 PS Motor und holt seine Leistung über Drehzahl. Es ist jedoch kein umgebauter „Rennmotor", wenn auch einige Features an den Maserati Tipo 53 erinnern.......
Ich hoffe mit dieser Antwort ist Dir geholfen.