Auspuffkrümmer nach drei Jahren defekt?

[Kai]

Hallo,

ich hätte mal eine Frage zu dem folgenden Fall:

Gestern ist mein W 203 C 200 CDI (EZ 11/04, ca. 140.000 KM 122 PS, Originalzustand) auf der Autobahn bei ca. 150 km/h in den Notlauf gegangen, fuhr also danach nur noch knapp 120 km/h.

Die DC-Werkstatt stellte einen Turbolader-Schaden fest. Da ich den Servicevertrag Garantie habe, muss ich davon "nur" 60% der Materialkosten zahlen. (Die Arbeitskosten übernimmt beim Servicevertrag Garantie ja DC bzw. der Garantiegeber.) Kulanz wurde zuvor wohl abgelehnt.

Zusätzlich wurde festgestellt, dass der Auspuffkrümmer defekt ist. Da dieser nicht vom Servicevertrag Garantie abgedeckt ist und Kulanz ebenfalls abgelehnt wurde, sind Material und Arbeitslohn komplett von mir zu tragen.

Meine Frage: Mir ist nicht ganz klar, was ein Auspuffkrümmer ist. Aber ist es üblich, dass so ein Ding nach drei Jahren und 140.000km den Geist aufgibt und Mercedes dann keine Kulanz gewährt?

Vielen Dank für Eure Einschätzungen im Voraus!

Gruß

Kai

 

[megamediker]

Hallo Kai,
Der Auspuffkrümmer ist der Anfang des Abgasstrangs. Er befindet sich direkt auf der linken Seite des Zylinderkopfes und endet bei Dir im Abgasturbolader. Er wird Krümmer genannt, weil er die Abgase auf sehr kurzer Strecke um ca. 90° ablenkt. Direkt siehst Du den Krümmer nicht, da er mit Blechen in aller Regel abgedeckt ist. Darüber liegt dann noch die Motorverkleidung (gigantischer Schwachsinn, aber das Auge kauft ja bekanntlich ein Auto mit und da ist "Schönheit" gefragt) und damit ist der ohnehin kaum äußerlich sichtbar.

D.h. die Abgase treffen auf den Krümmer, wenn sie am heißesten sind. Das Teil ist also termisch hoch belastet. Führer waren die Krümmer aus Grauguss und eigentlich unkaputtbar außer die Dichtungen. Heute sind die aus Edelstahl aber auch sehr belastbar und vor allem leichter.

Dazu kommt aber der Turbolader , der selber noch einmal ca. 800° heiß wird und wenn er nicht absolut richtig abgestützt/montiert ist (der wiegt viel), an dem Krümmer zerrt. Zu der termischen Belastung käme in dem Fall auch noch einen meschanische.

Ich sage das auch deshalb weil ich schon genug Abgasanlagen mit mangelhfter Befestigung gesehen habe und im Effekt dann Probleme am Krümmer aufgetreten sind. Ist also alles nicht so einfach und selber hinsehen lohnt immer.

Wenn dann Diesel aufgrund hohen Drehmoments und gesteigerter PS Zahl eigentlich gefahren werden wie Benziner, also immer voll Stoff, dann leiden die armen Dinger sehr. Denke mal darüber nach dass vor nicht sehr viel mehr als 15 Jahren ein 200 D 60 PS hatte und ewig hilt. Klar je höher die Drehzahl desto höher an dieser Stellen die termisch/ meschanische Belastung. Aber das gilt für den Motor insgesamt, da ja sehr hohe Drücke verarbeitet werden müssen. (Verdichtungsverhältnis deutlich höher als beim Benziner, gesteigerte Einspritzdrücke...)

Ich halte Turbolader grundsätzlich für problematisch ob im Diesel oder Benziner, weil Sie sehr viel Hitze in den Motoraum bringen. Deshalb soll ein FZ mit Turbolader auch nach schneller Fahrt immer einen Moment nachlaufen vor dem Abschalten, damit die Kühlung hier nicht abrupt zusammenbricht. Dazu kommt, dass man über die Schallisolierung (siehe oben) natürlich noch eine Wärmeisolierung über dem Motor installiert (Stauhitze), und da hört es beim mir dann gänzlich auf. Jede Kühlung oder Wärmeableitung, auch wenn sie noch so gering ist, nutzt dem Motor.

Nun kenne ich natürlich Deinen Fahrstil nicht, das wirst Du selber besser wissen. Vielleicht ergibt sich daraus aber für Dich auch eine interessante Information.

Das ist aus meiner Sicht ein möglicher Grund für das geschilderte Schadensbild.

Grüsse Roland