Bremsassistent und ABS

Diskutiere Bremsassistent und ABS im Forum Technische Erklärungen im Bereich Technik - Hallo Leute... ich habe eine Frage zum Bremsassistent. Schaltet der das ABS eigentlich ab, bei einer Vollbremsung? Dann müßte der Bremsweg doch...
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dekaloc

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E-Coupé 350 CDI, Coupé
Hallo Leute...

ich habe eine Frage zum Bremsassistent. Schaltet der das ABS eigentlich ab, bei einer Vollbremsung? Dann müßte der Bremsweg doch kürzer sein. Oder irre ich mich da? Kann man ihn abschalten?

Gruß,

Dekaloc
 
Der Bremsassistent dient nur dazu, den Druckaufbau zu beschleunigen und den maximalen Bremsdruck schneller zu erreichen. Mit der ABS-Funktion hat das nichts zu tun.
Wenn ich mich recht erinnere, kam bei Untersuchungen heraus, daß Personen in Notbremssituationen zwar sehr schnell auf das Pedal treten, aber nicht stark genug, d.h. wertvoller Bremsweg wird verschenkt.
Der Bremsassistent greift genau hier ein: Wenn der Fahrer mit einer bestimmten Geschwindigkeit auf das Pedal tritt und diese Pedalgeschwindigkeit größer als der für die jeweilige Fahrzeuggeschwindigkeit vordefinierte Schwellenwert ist, greift der BAS ein, indem das Magnetventil im Bremskraftverstärker angesteuert wird und somit sofort die maximale Verstärkerkraft erreicht wird.
Der BAS dient nur wie geschrieben nur dazu, bei zögerlich, d.h. zu wenig stark auf das Pedal tretenden Personen die Bremskraft sofort auf das Maximum zu verstärken. Mehr ist es nicht.

Man könnte den BAS auch "ersetzen", indem man einen Bodybuilder im Fußraum hat, der bei einer Vollbremsung das Pedal unverzüglich bis ins Bodenblech haut :Lol1: .
 
Danke Dir für die schnelle Antwort. Nur, ich würde gerne wissen, ob das ABS in dem Moment, wenn der BA einsetzt auch noch arbeitet. Mir schien es nicht so, als ich das "Vergnügen" hatte den BA erstmals zu erleben. Das wäre ja auch sinnvoll, da der Bremsweg mit dem ABS länger ist, als ohne das ABS. Außerdem liegt mir der Schwellenwert für den BA etwas zu niedrig, deswegen die Frage nach der Abschaltmöglichkeit.

Gruß,

Dekaloc
 
Also abschalten kann man das BAS nur durch entfernen der Sicherung,aber dadurch wird auch ABS uns ESP abgeschaltet.Ob mit ABS der Bremsweg länger,kürzer oder gleich bleibt hängt von mehreren Faktoren ab,dazu zählen gefahrene Geschwindigkeit,Zustand der Fahrbahn und Zustand und Alter der Reifen.Das ABS-System wurde entwickelet damit das Fahrzeug bei einer Vollbremsung lenkbar bleibt.Wenn das BAS eingreift wird das ABS nicht abgschaltet,so wie Matthias es schon beschrieb.
 
Ich verstehe die Frage nicht ganz :confused: . Der Bremsassistent ist einfach gesagt nur eine Hilfseinrichtung, die die Bremskraft automatisch auf den maximalen Druck erhöht, wenn der Fahrer es nicht selber tut (aus welchem Grund auch immer) oder zu langsam ist. Er unterstützt Dich nur, die Vollbremsung richtig einzuleiten. Das hat aber nichts mit dem ABS zu tun. Das ABS beginnt zu regeln, wenn ein oder mehrere Räder zum Blockieren neigen, egal ob Bremsung mit BAS oder ohne. Der Bremsassistent schaltet das ABS auch nicht ab.


Nur, ich würde gerne wissen, ob das ABS in dem Moment, wenn der BA einsetzt auch noch arbeitet.
Geht diese Reihenfolge überhaupt? Normalerweise tritt man zuerst schnell auf das Pedal, der BAS erkennt diese über dem Schwellenwert liegende Drückgeschwindigkeit und baut unmittelbar den maximalen Bremsdruck auf. Ich denke mal, selbst wenn man auf einer Eispiste fährt, geht dieser Druckaufbau schneller vonstatten als überhaupt mal das ABS einsetzen kann, weil ein Rad blockiert.
Der BAS schaltet das ABS nicht aus. Kann er auch nicht. Das wäre ja so, als ob Du bei vollem Druck auf das Bremspedal oder einer Vollbremsung "aus eigener Kraft" das ABS ausschalten würdest :confused: .


Das wäre ja auch sinnvoll, da der Bremsweg mit dem ABS länger ist, als ohne das ABS.
Häh? Verstehe ich nicht ganz, wieso das sinnvoll sein soll :confused: . Ja schon, aber was ist dann mit einer Vollbremsung z.B. in einer Kurve? ABS aus und Leitplanke ahoi? Und ESP legt man zusätzlich noch lahm?
 
Hallo Dekaloc,

das ABS arbeitet immer und es ist zum Glück nicht abschaltbar.
Stell dir vor unterschiedlicher Grip auf den Reifen und das ABS würde nicht arbeiten, dann kannst Karusell fahren;)

Der BAS gibt nur "ordentlich" und "blitzschnell" Druck aufs Pedal:D

Gruss Christian
 
Original geschrieben von Matthias
Der Bremsassistent greift genau hier ein: Wenn der Fahrer mit einer bestimmten Geschwindigkeit auf das Pedal tritt ...

Genau das ist der Punkt.
Das System erkennt, wie schnell der Fuß vom Gaspedal und dann auf die Bremse gestellt wird (Panikbremsung) und kann dann mit vollem Bremsdruck den Anhalteweg um bis zu 45% verkürzen.

Provozieren läßt sich so etwas IMHO nicht. Das klappt nur hervorragend in der Praxis. Hat mir jedenfalls schon drei - viermal aus dummen Situationen geholfen.

Man selbst hat die Sache ja im Griff, aber die anderen ...:rolleyes:
 
Original geschrieben von Dieselwiesel
Hallo Dekaloc,

das ABS arbeitet immer und es ist zum Glück nicht abschaltbar.
Stell dir vor unterschiedlicher Grip auf den Reifen und das ABS würde nicht arbeiten, dann kannst Karusell fahren;)

Der BAS gibt nur "ordentlich" und "blitzschnell" Druck aufs Pedal:D

Gruss Christian

Also, ich in der ABS-freien Zeit auch kein Karussel gefahren! Die "handgemachte" Stotterbremse war mir sogar lieber. Was mir nur auffiel war, daß das Pulsieren des Bremspedals beim Einsetzen des BAS nicht zu spüren war, wie es sonst üblich ist. Deswegen meine Frage, od das ABS bei einer Vollbremsung des BAS auch noch arbeitet.
 
Das ABS arbeitet definitiv weiter und wird durch den BAS nicht beeinflußt.

Ich gebe Dir Recht, das pulsieren des Bremspedals entfällt. Ganz besonders fällt es mir bei regennasser oder verschneiter Fahrbahn auf.

Allerdings muß ich zugeben, daß in den bisherigen Situationen keine Zeit blieb ein pulsierendes Bremspedal zu bemerken. Die mechanischen Geräusche jedenfalls schlossen ein blockierendes Rad aus, das Fahrzeug war immer zu lenken.
 
Das System erkennt, wie schnell der Fuß vom Gaspedal und dann auf die Bremse gestellt wird
Echt? Meines (bisherigen :p ) Wissens arbeitet das System abhängig von der Betätigungsgeschwindigkeit des Pedals und der gefahrenen Geschwindigkeit, wertet also aus, wie schnell das Bremspedal getreten wird, vergleicht das mit einem für die jeweilige gefahrene Geschwindigkeit gespeicherten Schwellenwert und bestromt bei Bedarf das Magnetventil im Bremskraftverstärker, so daß die volle Verstärkerkraft bereit gestellt wird :confused:. Von einer Auswertung, wie schnell der Fuß vom Gas genommen und auf die Bremse gestellt wird, war mir bisher noch nichts bekannt :confused: .
Bei der SBC-Bremse werden beim schnellen Gaswegnehmen zwar die Bremsklötze an die Scheibe gelegt, aber bei diesen Bremsarten wird meines Wissens auch nur die Geschwindigkeit, mit der das Pedal gedrückt wird, erfasst und ausgewertet. Wobei diese Pedaldrückgeschwindigkeit hier errechnet wird über zwei Komponenten (Vordrucksensor an der Vorderachse und Pedalwertgeber des SBC-Bremspedals). Wie schnell man vom Gas auf die Bremse wechselt wird hier ebenfalls nicht berücksichtigt :confused: .
 
Also, um konkret zu werden:

Ich fuhr auf der Autobahn, von rechts scherte jemand aus. Ich reagierte schnell, so wie ich es immer gemacht habe. Das soll heissen, ich war sofort mit Druck auf der Fußbremse. Wenn ich dann die Situation im Griff habe, löse ich den Drruck entsprechend. Als ich das tun wollte, haute der BAS rein! Ohne Not... (real betrachtet)...! Die Reifen blockierten, was unschwer zu hören war. Deswegen meine Frage zum Abschalten des ABS bei einsetzendem BAS.
 
Ich gebe Dir Recht, das pulsieren des Bremspedals entfällt.
Oh, darauf habe ich noch nie geachtet. Zum Glück kommt nun wieder der Winter und verschneite Feldwege, wo man das testen kann, hehe. Würde mich jetzt auch wahnsinnig interessieren, den BAS einmal "bewußt" auszuprobieren und wahrzunehmen. Sonst achtet man bei BAS-Einsätzen wohl eher auf etwas anderes :eek: .
 
Original geschrieben von dekaloc
Die Reifen blockierten, was unschwer zu hören war.

Häh ?:confused:

Sobald Du das Bremspedal löst, muß der BAS auch SOFORT lösen.
Das kommt mir nun aber spanisch vor !
 
Ich sagte, "als ich es tun wollte..."
 
Original geschrieben von dekaloc
Ich sagte, "als ich es tun wollte..."

... was ich auch so gelesen habe.
Der BAS darf erst mit berühren des Bremspedals, also einer von Dir selbst einleiteten Bremsung, eingreifen.

Wenn Du nun also schreibst, daß Du die Bremsung bereits beendet hast und der BAS dann wieder erwarten eine Vollbremsung einleitet, kann etwas nicht stimmen.

Der BAS MUß SOFORT nach verlassen des Bremspedals lösen.
 
Nochmal, ich hatte die Bremsung noch NICHT beendet. Nur, es sollte im selben Moment geschehen.

Mir geht es auch mehr um die Frage, warum die Räder trotz ABS blockierten.
 
Original geschrieben von Matthias
Das System erkennt, wie schnell der Fuß vom Gaspedal und dann auf die Bremse gestellt wird
Echt? :confused: .

jo, habe ich auch so verstanden, entscheidend soll die zeit sein vom ruckartigen verlassen des gaspedals und dem hauruck auf die bremse :eek:
habe auch schon ein paarmal versucht den BAS aus der reserve zu locken,
bekomm ich aber nicht hin, scheint nur zu funzen wenn man(n) sich erschreckt,
dann aber gewaltig, ist ein super gefühl wie das fzg. dann verzögert wird, meine mich
aber auch daran erinnern zu können, dass im ersten moment alle räder blockierten, ob
dann doch noch das ABS ensetzte weiß ich nicht mehr, irgendwie steht man bei geschwindigkeiten bis 50 km/h schlagartig

gruss christian
 
Ist das Wissen oder Hören-Sagen?

entscheidend soll die zeit sein vom ruckartigen verlassen des gaspedals und dem hauruck auf die bremse
Das stimmt so schon mal nicht. Das Entscheidende ist, wie schnell man das Bremspedal durchdrückt. Diese Geschwindigkeit wird in Relation zur Fahrzeuggeschwindigkeit gesetzt und bei Bedarf der Bremsassistent betätigt. Mir ist nur nicht klar, ob das BAS-Steuergerät als kleine Zusatzinformation evtl. mit in Betracht zieht, wie schnell man vom Gas auf die Bremse wechselt. Ich weiß es nicht, aber je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bezweifle ich es. Denn man kann das Fahrzeug auch rollen lassen ohne Gas zu geben, dann urplötzlich mit dem direkt am Bremspedal ruhenden Fuß auf die Bremse treten. In dieser Situation arbeitet der BAS auch, obwohl ihm die Info vom Wechsel Gas -> Bremse fehlt. Oder Leute, die es gewohnt sind, jedesmal sehr schnell vom Gas auf die Bremse zu wechseln, ohne aber stark zu verzögern (z.B. Fahranfänger vs Opa). In diesem Fall arbeitet der BAS nicht.


Ich weiß folgendes mit Sicherheit:
Im Steuergerät BAS oder ESP (je nach Version) wird die Betätigungsgeschwindigkeit des Bremspedals und die Fahrzeuggeschwindigkeit erfaßt und diese ausgewertet.

Hierzu gibt es als Bauteile:
- Membranwegsensor zur Messung des Bremspedalwegs
- Magnetventil zur aktiven Ausführung der Bremskraftunterstützung
- Löseschalter zum Erkennen der Beendigung des Bremsvorgangs
- Steuergerät zum Erfassen der Werte und zum Ansteuern des Bremseneingriffs

Das Steuergerät BAS erhält Infos von:
- Steuergerät ME (Geschwindigkeit)
- Steuergerät Traktionssystem
- Membranwegsensor BAS
- Löseschalter BAS

Davon, daß auch die Zeitspanne von der Gaswegnahme bis zum ersten Betätigen des Bremspedals ausgewertet wird, höre ich zum ersten Mal. In anderen Foren macht diese Aussage zwar seine Runde, aber dort wird sehr häufig auch alles andere -sagen wir mal- sehr abenteuerlich erklärt, wobei der Bezug zur Realität null ist :eek: . Deshalb meine etwas erstaunte Nachfrage. Es ist auch schon mal das Gerücht kursiert, daß im Fußraum ein optischer Sensor wäre, der den Fuß "im Auge" hat :D.

Zur konventionellen Nicht-SBC-Bremse zur Aktivierung des BAS:
Aus der Betätigungsgeschwindigkeit des Bremspedals und der Fahrzeuggeschwindigkeit erkennt das Steuergerät, daß die Voraussetzungen für eine BAS-Zuschaltung vorliegen, wenn der jeweilige Schwellenwert überschritten ist.
Vom Steuergerät wird das Magnetventil angesteuert und der Bremskraftverstärker erzeugt die maximale Bremskraftunterstützung.
BAS wird zugeschaltet wenn folgende Bedingungen gleichzeitig gegeben sind:
- Geschwindigkeit >8 km/h
- Löseschalter BAS betätigt
- Eigendiagnose bzw. Selbsttest durchgeführt und kein Fehler erkannt
- Zuschaltschwelle der Pedalgeschwindigkeit überschritten
 
Vielleicht hat meine Bemerkung, leider, etwas Unruhe gestiftet.
Das Gaspedal hat m.E. nichts damit zu tun.
Obwohl ich beim aprupten Gaswegnehmen, ohne zu bremsen, ein deutlich zu vernehmendes "klick" aus Richtung Gaspedal vernehme. Was immer das zu bedeuten hat.

Es ging mir um die Panikbremsung.

Wie Striezel schon richtig schrieb, und ich auch bereits erwähnte, ist ein gewollter BAS Eingriff komischerweise sehr schwer zu reproduzieren.

Bei einer "echten" Panikbremsung funzt das System aber hervorragend.

Das erklärt aber immernoch nicht das Verhalten des BAS von dekaloc.
Ich würde, wahrscheinlich, das Vertrauen in so ein System anzweifeln wenn so eine Situation von meinem Auto produziert werden würde.
 
@ Matthias , super Beschreibung. Schön fundiert.

Es ist glatt, ich dachte bisher auch das die Wechselzeit von Gas zur Bremse ausschlaggebend ist - du hast mich überzeugt das es Unsinn ist.
Sonst wäre die Funktion beim Fahren mit dem Tempomat ja unwirksam.
Im Handbuch schreibt Mercedes auch nur vom schnellen Bremsen...
Irgendwo haben einige Andere und ich das wohl mal falsch aufgeschnappt.
Die Leute , oder der BAS sind auch unterschiedlich. Ich kann ihn gut testen - einfach schnell drauftappen , dann aber nur 1/2 durchdrücken. Vorher in Rückspiegel schauen - besser ist das.
 
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