Dieselmotor und Kurzstrecke

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Stony

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Hi,

die Diskussion Diesel oder Benziner wird inzwischen praktisch nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt. Die Fahrstrecke spielt nur für den Kostenvergleich eine Rolle.

Wie aber sieht es technisch aus?

Früher hieß es, dass ein Dieselmotor technisch für Kurzstrecken nicht geeignet sei. Nach meinem laienhaften Verständnis lag der Grund darin, dass ein Dieselmotor aufgrund größerer Masse und größerer Ölmenge länger brauchte, um warm zu werden. Der Verschleiß war also höher, wenn er auf Kurzstrecken nie richtig warm wurde. Außerdem drohte, wenn ich mich richtig erinnere, Wassereintrag im Motoröl, wenn das Öl nicht so heiß wurde, dass das Kondenswasser verdampfte. Als Faustregel hieß es wohl, dass die regelmäßige Fahrstrecke bei einem Diesel nicht unter ca. 40 km liegen sollte.

Gilt das immer noch, oder ist es bei den heutigen CDI-Motoren "Schnee von gestern"?
 
meines wissens ist es noch immer so...

(hab dir folgendes mal aus wikipedia rausgemopst...)



Vor- und Nachteile
Vorteile des Dieselmotors gegenüber einem leistungsgleichen Ottomotor sind:

Ein günstigerer Wirkungsgrad, vor allem im Teillastbereich, und der daraus resultierende geringere spezifische Kraftstoffverbrauch (entspricht geringeren Kohlendioxid-Emissionen)
Geringerer Ausstoß von Kohlenwasserstoffen, Kohlenmonoxid und Stickoxid, im Vergleich zu einem Benzinmotor ohne Abgasnachbehandlung
Einsatz von einfacher herzustellenden, ungefährlicheren Kraftstoffen und die Vielstofffähigkeit
Die in der Praxis oft beobachtete höhere Zuverlässigkeit und lange Lebensdauer und
eine bessere Eignung für Kurzstreckenbetrieb und Kaltlauf, da durch die Einspritzung des Kraftstoffs in die heiße Luft eine Kondensation des Kraftstoffs an den Zylinderwänden und damit ein Abwaschen des Schmierfilms verhindert wird.
Die wirtschaftlichen Vorteile eines Dieselmotors für den PKW-Antrieb hängen teilweise auch von den steuerlichen Randbedingungen ab. In zahlreichen Staaten ist durch Besteuerung Dieselkraftstoff günstiger als Ottokraftstoff, so dass sich die meist höheren Anschaffungskosten über die Laufzeit amortisieren.

Zu den Nachteilen zählen:

Höherer Ausstoß von Stickstoffoxiden gegenüber einem Benzinmotor mit 3-Wege-Katalysator
Partikelausstoß (Dieselruß und andere), darunter auch lungengängiger Feinstaub, sofern der Motor keinen Partikelfilter besitzt
Höhere Produktionskosten
Größere Geräuschemissionen (sog. Dieselnageln)
Unkultivierter Motorlauf (bei Motoren aus der Zeit vor 2000)
Höheres Gewicht im Vergleich zum Ottomotor bei gleicher Leistung
Eine begrenzte Höchstdrehzahl, die durch den Zündverzug des Dieselkraftstoffs begründet ist. Dadurch ist eine weitere Leistungssteigerung nur über eine Erhöhung des mittleren Verbrennungsdrucks (und damit des Drehmoments) möglich.
Zur Erzielung hoher Leistungsdichten wird eine Aufladung benötigt (Turbolader oder Kompressor), bedingt durch höhere Pumpverluste und niedrigere maximale Drehzahl
Aufwendige Abgasreinigung, katalytische Nachbehandlung der Stickoxide wegen des hohen Luftüberschuss nur schwer zu verwirklichen. Wobei ein mittlerer Luftüberschuss z.B. beim Betrieb mit einem stufenlosen Getriebe, einem Speicherkatalysator und einem Rußfilter nicht zwingend ist.
Einsatz verschleißfesterer Materialien z.B. keramikbeschichtete Kolbenringe
Höhere Ansprüche an das Schmieröl,z.B. höhere Scherbelastung
 
Hallo, ich bin kein Technikexperte, aber hier wurde das Ganze auch mal besprochen und gesagt, dass auch 10 km Fahrtstrecke zur Arbeit für einen Diesel reichen würden...
 
Also ich habe zwei Wege zur Arbeit jeden Morgen - abwechslend.
Einmal von zu Haus 8 km durch die Stadt -> Schnitt immer 10,5 L/100 km
Meine Freundin wohnt 30 km weit weg - Autobahn 75%, Stadt 25%. Hier liege ich bei ca. 8,5L 100/km

Auch im Sommer verringert sich der Wert in keiner Weise - im Gegenteil - weil ich schneller fahre!

Olli
 
Hallo,

es geht mir nicht darum, ob sich die Anschaffung eines Diesels wirtschaftlich lohnt. Dazu findet man viel.

Es geht mir allein darum, ob es dem Dieselmotor technisch schadet, wenn er überwiegend im Kurzstreckenbetrieb zwischen Wohnung und Büro bewegt wird.

Viele Grüße
Stony
 
Stony schrieb:
Hallo,

es geht mir nicht darum, ob sich die Anschaffung eines Diesels wirtschaftlich lohnt. Dazu findet man viel.

Es geht mir allein darum, ob es dem Dieselmotor technisch schadet, wenn er überwiegend im Kurzstreckenbetrieb zwischen Wohnung und Büro bewegt wird.

Viele Grüße
Stony
Dieser Aspekt wurde aber in dem von mir verlinkten Thread auch kurz angesprochen, obwohl ich Dir Recht gebe, dass es da hauptsächlich um die Wirtschaftlichkeit ging...
 
Grundsätzlich ist Kurzstreckenbetrieb sowohl für einen Benzinmotor, als auch für einen Selbstzünder schlecht.
Der Benzinmotor erreichnet schneller die Betriebstemperatur, dafür gelangt beim Kaltstart etwas Benzin ins Motoröl und kann bei ständiger Kurzstreckenfahrt nicht wieder verdampfen, d.h. sammelt sich im Motoröl an.
 
Mein Verbrauch liegt bei 6,8 L auf 100 Km im Durchschnitt :)

Fahrweg zur Arbeit liegt bei 30 Km, eine Strecke.

Man sollte aber auch einen evt. Wiederverkaufswert berücksichtigen, der liegt bei älteren Dieseln immer höher.

:Coolio1:
 
Hallo Stony,

bei Kurzstreckenbetrieb erwärmt sich ein aktueller OM weniger schnell als ein Benzinmotor, wenn ich vergleichbare Aggregate wähle. Das Problem ist wie auch beim Benzinmotor die fehlende Erwärmung des Motors: Kondenswasserbildung durch BlowBy Gase im Kurbelgehäuse, Rußbildung durch fettes Kaltstartgemisch, welches sich im ZK und den Auslasskanälen absetzt -> RPF wird häufiger „freigebrannt“ werden, sowie der (therotisch) höhere Verschleiß an einem kalten Motor, bzw an einem sich erwärmenden Motor durch unterschiedlich schnelle Ausdehnung der Bauteile.
 
Kurzstrecke mit Diesel oder Benziner ?

Hallo zusammen,

das Thema ist ja schon etwas älter und taucht immer wieder mal auf.
Otfrieds Beitrag hat mich gerade ebenfalls zum Nachdenken angeregt.

Mal ein paar pauschale Antworten:

1) Ein Diesel wird prinzipiell weniger schnell warm, als ein Benziner. (Sofern die Motoren beide aus der gleichen Temperatur heraus warmlaufen müssen.) Grund ist der bessere Wirkungsgrad des Diesels, der schlicht weniger Kraftstoff verbrennen muss, um gleiche Leistung zu erbringen.

...allerdings ist mein OM 642 (E 320 CDI-T) immerhin derart gut gekapselt, dasss er, wenn ich ihn abends um 18 Uhr in die Garage fahre, am nächsten Morgen immer noch handwarm ist! Somit ist er nach wenigen km wieder auf Betriebstemperatur.

Motoraufwärmung im Wochentagsprofil, Sommer:

7 Uhr 10 km zur Arbeit, Abstellen in Garage.
18 Uhr 10 km nach Hause, Abstellen in Garage.
Landstrasse, 7.5 -8 Lit/100 km, ruhige „bedachte“ Fahrweise

nach 1 km: 40°C (Anzeige im KI)
nach 2 km: 60°C
nach 4 km: 75°C
nach 6 km: 85°C
nach 7 km: 90°C (Beharrung erreicht)

Mein Fazit: bereits nach etwas mehr als 1 km kann man bei bedachter Fahrweise nicht mehr von einem „kalten“ Motor sprechen und es wird bei bedachter Fahrweise beim Diesel auch kaum mehr Kondensat anfallen. (Der fährt ja dann schätzungsweise Lamda um/über 4)
Nach 4 km wird das Motoröl wegen des Ölwärmetauschers mind. auch 55 °C haben und sich über die Lufteinblasung bereits im Trocknungsprozess befinden.

Falls ich das Auto nächsten Winter noch habe, ergänze ich die Tabelle.


2) Kondensation von Wasser:
Ein Benziner arbeitet um Lamda 1. D.h. er hat immer viel relativen Wassergehalt im Abgas. Ein Diesel fährt jedoch "immer" mit viel Luftüberschuss, sodass der relative Wassergehalt im Diesel-Abgas deutlich niedriger ist. Somit ist dessen Wassereintrag in das Motoröl und auf die kalten Zylinderwände ebenfalls deutlich weniger. Zwar liegt der Wasser-Taupunkt für Dieselöl-Abgas um die 40-45 °C. Die Zyl.-Wände werden jedoch deutlich weniger beschlagen und der Blowby in's KG (und somit ins Öl) ist deutlich trockener, als bei einem Benziner.

Mein OM642 hat darüber hinaus eine Ladeluft-Einblasung in das KG. (Weiss nicht, ob das bei den OMs mittlerweile durchgängig so ist.) Damit wird schon mal grundsätzlich das Motoröl im Fahrbetrieb eher "getrocknet".

3) Kondensation von Kraftstoff
Beim Benziner kondensiert beim Kaltstart sofort (etwas) Kraftstoff an den Zyl.-Wänden. "Dickes" Öl wird damit verdünnt. Muss also nicht grundsätzlich "immer" schlimm sein. Allerdings summieren sich die vielen Kaltstarts mit anschliessender nur-Kurzstrecke und nach einiger Zeit ist beim Benziner zusätzlich zum Wasser auch noch einiges an weniger-flüchtigen Benzinanteilen im Motoröl. Das tritt umsomehr auf, wenn ein Benziener keinen KM-gekühlten (bzw. bei kaltem Öl KM-geheizten) Ölwärmetauscher verbaut hat.

Beim Diesel könnte zwar der Diesel theoretisch schneller an Zylinderwänden kondensieren, weil er weniger flüchtig ist, als Benzin. Praktisch wird er das kaum, wenn man nicht jeden Morgen bei -20°C startet. Die Diesel haben allgemein Glühkerzen, die noch ein paar Minuten auf schwacher Last nachglühen. Kondensieren tut da nur dann Diesel, wenn wirklich deutlich Weissrauch entsteht. Und diesen würde man sehen und deutlichst riechen. Da muss es schon sehr sehr kalt sein.

4) Russbildung durch "fettes Gemisch".
Ist beim Benziner bekannt. Besonders, bei "irren" Durchtretern des Gaspedals gleich nach Motorstart.

"Fettes Gemisch" beim Diesel ? :confused: In Teillast eigentlich nur möglich, wenn die Luftklappe für die Dosierung der Abgasrückführung AGR (So eine Luftdrosselklappe hat mein OM642) vehement geschlossen würde. Glaube ich aber nicht einmal.

Deutlicheres Russen durch unvollständige Verbrennung infolge kaltem Dieselmotor? Für mich eigentlich nur erklärbar für die ersten paar Meter, bzw. auch wieder nur bei den Kaltmotor-Dreschern, bei deren Motoren das Abgas noch zu kalt und im Moment des Beschleunigens zu wenig ist, und somit die für die Beschleunigung der ATLs erforderlichen "Abgasenthalpie" (Druck und Temperatur) hinterher hinkt. Letzteres ist beim "Kickdown" eines warmen Diesels aber auch immer der Fall. deshalb die "Ladedruckangleichung", die volle Einspritzmenge erst bei vollem Ladedruck freigibt. (...aber eben doch immer schon etwas mehr, damit Ansprechverhalten/Beschleunigung als "zügig" ohne Loch empfunden wird.)

Mein Fazit: Ich mag keine ausgesprochene Kurzstrecke, fahre aber auch nur 10 km zur Arbeit. Hätte bei meinem OM 642 aber keine Bedenken, dass er wirklich mehr leiden müsste, als ein 200er Kompressor-Benziner mit gleichem Kurzstreckenprofil und gleichem Garagenstellplatz. ...und der Wandler der 7-Gtronic hilft trotz schnell (und rel. weit) schliessender WÜK ja auch noch mit, den Motor zu erwärmen.

Gruß-DOMMY :hello:

..das das immer gleich so lang wird... :confused:

EDIT: Temperaturverlauf, Sommerprofil implementiert
 
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