Differential und Höchsgeschwindigkeit

[Peter 230E]

Hallo erstmal!


Ich fahre einen W124 230E mit eingetragenen 132 PS bei 5100 U/min. Die eingetragene
Höchsgeschwindigkeit von 195 km/h erreicht er laut Getriebediagramm jedoch erst bei 5500
U/min und es ist auch kein Problem im vierten Gang (Automatik) an die 6000 ranzukommen.
Jetzt habe ich mich gefragt, wie das sein kann. So wie ich das mit meinem Laienwissen in
Autozeitschriften gesehen habe fällt die Leistung über der Nenndrehzahl wieder ab.

Daher auch die weiterführende Frage, ob bei einem 3.07-Differential statt 3.27 die
Höchsgeschwindigkeit steigen würde, weil dabei die 195 km/h bereits bei 5150 U/min, was ja
nah an der Nenndrehzahl liegt, erreicht würden.

Vielleicht hat ja jemand eine Erklärung dafür. Ich dachte bis jetzt jedenfalls, dass die
Höchstgeschwindigkeit natürlich bei der max. Leistung erreicht würde...


MfG Peter


P.S.: Habe nicht vor bei einem 13 Jahre alten Auto ohne Grund einen Differentialwechsel
vorzunehmen nur um etwas schneller fahren zu können. Ist nur so eine Interessensfrage.

 

[Stuttgarter]

Das ist schon sinnvoll, wenn die Höchstgeschwindigkeit erst oberhalb der Nenndrehzahl erzielt wird. Kommt eine kleine Steigung oder Gegenwind fällt die Geschwindigkeit und die Drehzahl nur wenig ab, weil der Motor dann ja mehr Leistung bringt.

Würde die Höchstgeschwindigkeit genau bei Nenndrehzahl erreicht werden, würde die Geschwindigkeit bei Auftreten höherer Fahrwiderstände wesentlich stärker abfallen, weil bei der Reduzierung der Drehzahl die Leistung stark abfällt.

Schwierig zu erklären...

Gruß
Micha

 

[Rollo]

Willkommen im Forum, Peter 230 E !

Das ist eine Überlegung, die schon viele überlegt haben.
Es gibt da bloß einen Gedankenfehler. Durch eine längere Übersetzung kann man etwas mehr Höchstgeschwindigkeit erreichen. Dies geht jedoch in den meisten Fällen nur mit einer Erhöhung der Motorleistung einher.

Dadurch, das die Übersetzung verlängert wird, verliert das Auto aber auch massiv an "Riss" im unteren Geschwindigkeitsbereich und wird langsamer in der Beschleunigung.

Ich persönlich würde davon Abstand nehmen.
Wie oft beschleunigt man in der Stadt und wie oft möchte man 199,4 km/h gegen 192,3 km/h tauschen ...

 

[Otfried]

Hallo Peter,

wenn ich es richtig verstehe, fährst Du einen W 124.004 mit vollautomatischem Vierganggetriebe.
Die Fahrzeuge der W 124 Bauserien {bis auf die Modelle mit dem M 104.980 3.4} erreichen ihre Höchstgeschwindigkeit alle in der vierten Fahrstufe, die fünfte besitzt lediglich eine "Overdrive" Funktion.
Bei einem Benzin-Saugmotor ist es so, daß die Drehmomentkurve nicht so schnell abfällt, wie bei einem aufgeladenen Triebwerk. Aufgrund des am Rad anliegenden Momentes, bleibt die Leistung noch einige 100 U/min gleich, so daß es sinnvoll ist, einen Benzin-Saugmotor etwa bis 500 U/min oberhalb der Nennleistungsabgabedrehzahl zu drehen.
Bei Deinem W 124.004 wären das etwa 5.600 U/min, die restlichen 400 U/min bis zum Einsetzen der Drehzahlbegrenzung sind als Wandlerschlupf {bei den alten Getrieben ca. 200 U/min} und "Reserve" zu sehen, da der M 102 empfindlich gegen überdrehen ist.
Persönlich drehen meine W 124 Modelle auch problemlos im direkten Gang weit oberhalb des Bereiches der Nennleistungsabgabe {i.e. W 124.030/M 103.980 3.2: Nennleistungsdrehzahl 5.750 U/min – dreht bis 6.330 U/min [manuelles Getriebe], W 124.031/M 104.980 3.4: Nennleistungsdrehzahl 6.500 U/min – dreht bis 7.000 U/min [manuelles Getriebe], sowie der W 124.036/M 119.974 6.0: Nennleistungsdrehzahl 5.500 U/min – dreht bis 6.000 U/min [automatisches Getriebe]. In den Fahrzeugen sind längere Differentialübersetzungen verbaut.

In der von Dir angesprochene Differentialänderung von 3.27:1 auf 3.07:1 ergibt bei 6.000 U/min einen Geschwindigkeitsunterschied von 7 km/h. Persönlich liegt mir {zur Zeit} keine Drehmomentkurve des M 102.982 vor jedoch dürfte der Wagen etwas träger mit dem 3.07:1 Differential werden, dafür aber minimal schneller, wobei der Leistungsabfall an Steigungen noch spürbarer sein wird.