Meine Erfahrung von ein paar tausend Kilometern mit dem 200 CDI im S211 MOPF (also "OM 646.961 EVO red.") ist, dass man mit 136 PS und dem 5G-Automaten sehr gut vorankommt und auch auf der Autobahn bis Tempo 160 selten das Gefühl hat, "im Weg herumzustehen": Die Endgeschwindigkeit ist absolut ausreichend, die Beschleunigung bis 100 km/h ist richtig gut.
Auf der Autobahn, wo meist etwas Zeit zum Beschleunigen ist, stört die "überschaubare" Motorisierung gar nicht.
Der Verbrauch liegt bei uns zwischen 6,5 und 8,5 Liter/100 km, je nach Streckenlänge, Streckenprofil und persönlicher Eile. Ich schaffe ins Büro 6,5, zügig, aber vorausschauend gefahrene Langstrecken bei 7,3, Frau liegt eher bei gut 8 ...
Der OM 651 im S212 soll nach Berichten sogar noch einen Zacken besser anziehen, also wird das Resumeé wohl aus selbe hinauslaufen und vor allem soll er ja ein spürbares Eck sparsamer sein.
An die Grenzen der Motorleistung stößt man primär beim Überholen auf Bundesstraßen mit Gegenverkehr beim Überholen von LKWs: Hier muss man das Überholmanöver mit manuellem Schalteingriff vorbereiten und schon bei einer sich nur abzeichnenden Überhol-Chance Anlauf nehmen -- mit dem Risiko zurückstecken zu müssen, wenn dann doch Gegenverkehr auftaucht. Voll beladen wird es dann wirklich etwas schwierig, aber so ein Fahrstil ist sowieso nicht Beifahrer-geeignet, Diskussionen vorprogrammiert.
Unseren 200 CDI habe dann nach einem Jahr per Chiptuning (Umflashen des Steuergerätes) auf das Niveau des 220 CDI mit 170 PS heben lassen. Beim OM 646 EVO bietet sich das an, weil die Motoren 200 CDI und 220 CDI absolut ident sind und somit gar kein richtiges "Tuning" stattfindet, der Zusatz "red." wird quasi nur entfernt.
Der Motor ist mit dem Tuning deutlich drehfreudiger und spritziger, macht richtig Spaß beim Fahren.
Beim OM 651 des S212 ist die Baugleichheit leider nicht der Fall, Einspritztechnik und Aufladung von 200 CDI und 220 CDI sind völlig anders, ob es innermotorische Unterschiede gibt (Ventile, Kolben, Kolbenbodenkühlung, Ölkühler etc.), weiß ich nicht.
Wie weit man mit dem Tuning in der Praxis gehen kann, ohne Probleme zu bekommen, hängt auch stark mit dem Fahrprofil zusammen. Wer Vollgas München-Berlin fährt belastet den Motor thermisch ganz anders als jemand, der nur schnell mal einen Lastwagen überholt und ansonsten ein vorausschauender Fahrer ist.
Die gängigen 20% Mehrleistung/Mehrdrehmoment werden bei vernünftig agierenden Fahrern wohl kein Problem darstellen.
Mein "eigenes" Auto ist ein S211 mit 280 CDI, inzwischen auch leistungsgesteigert auf das Niveau des 320 CDI. Was soll ich sagen: Der kleine Vierzylinder zieht beim Ampelstart flinker los, fühlt sich lebendiger an und wieselt freudiger durch die Vorstadt. Nur die Vibrationen und das Motorgeräusch unter 100 km/h machen einen Unterschied pro V6-CDI, der übrigens auch kein Kostverächter ist. Ich freue mich, dass ich abwechselnd mit beiden Motorisierungen unterwegs sein kann, mir macht der 200 CDI auch viel Freude!
Es muss also nicht immer ein fetter Sechszylinder sein, manchmal ist schlank auch schön!
