Lamellen/Klappen am Kühler (BMW-System) - was bringt es?

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NRWler

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Nachdem BMW teilweise eine sehr agressive TV-Werbung betreibt, dass zu dem "ed"-System unter anderem Start-Stop-Funktion, rollwiderstandredzuzierte Reifen,... gehören habe ich mal eine Frage zu dieser Sache mit dem Verschließen der Klappen hinter der Kühlermaske (oder auch Niere) genannt:

Bringt es das wirklich oder ist das viel Effekt um nichts?

Ich habe technisch davon keine Ahnung, will aber dennoch meine Gedanken dazu schreiben.

1. Die Niere ist bei BMW ja nur ein Teil der Front (die Mercedes-Haube ist da mit den Öffnungen ja breiter). Macht das einen Unterschied, ob ich auf den paar cm² die Klappen dicht mache und die Luft eben daran vorbeiströmt?
Spart man dadurch wirklich Luftwiderstand ein?

2. Wenn ich das richtig verstehe, dann entscheidet das Auto das selber wann es die Klappen dicht macht und wann nicht.
Das kann ja nur in den Phasen sein, wo eben nicht so viel Luft zum Kühlen benötigt wird.
Nur: Wann ist das der Fall? Wenn ich in der Stadt fahre dann erzeuge ich auf der einen Seite nicht so viel Luftwiderstand weil ich doch ehe nur in geringen Geschwindigkeiten fahre. Und auf der anderen Seite brauche ich in der Stadt ja schon Kühlung, nicht selten springt doch bei manchen an der Ampel sogar der Kühler an.
Wenn ich auf der Autobahn fahre, dann erzeuge ich viel Wind vorne. Da könnte ich mir vorstellen, dass es einen positiven Spar-Effekt gibt. Nur: Brauche ich da nicht auch Luft? Da fährt ein Motor ja in der Regel unter hoher Last und das braucht Kühlung.
Hinzu kommt, dass bei so einem Sommerwetter wie in diesen Tagen man ja immer Kühlung benötigt.
Somit bleibt fast nur noch der Winter übrig, wenn es unter 0 Grad ist, dann brauche ich vielleicht keine Luft da es ohnehin schon überall kalt ist.

Kurzum: Ich sehe kaum Anwendungsbereich für dieses System.
Kann auch sein, dass ich mit meinen Ausführungen komplett daneben liege - habe wie gesagt keine Ahnung davon...

Daher meine Frage, wie ihr das sehr?
Vielleicht gibt es ja auch Techniker, die sich auskennen.
 
Worüber BMW jetzt so ein großes Tamtam macht, hatte Mercedes schon mit dem W211 vor Jahren eingeführt. Z.B. hatte der E 320 (mit Einführung der Baureihe 211) ein Luftregelsystem mit verschließbaren Jalousien in der Front, so daß die Lufteinlässe der Frontstoßstange verschlossen werden konnten.
 
Matthias schrieb:
Worüber BMW jetzt so ein großes Tamtam macht, hatte Mercedes schon mit dem W211 vor Jahren eingeführt. Z.B. hatte der E 320 (mit Einführung der Baureihe 211) ein Luftregelsystem mit verschließbaren Jalousien in der Front, so daß die Lufteinlässe der Frontstoßstange verschlossen werden konnten.
Das müsste meiner ja auch haben... Wo finde ich das denn?


Ich meinte ja auch wenigfer
BMW da jede Menge Tamtam. Frage ist eben nur, bringt es das technisch bzw. ökonomisch?
 
Hm,
ich würde mal vermuten, dass es aufd er Autobahn bei halbwegs konstanter Geschwindigkeit verschlossen wird. Hier ist die Auslastung des Motors leichmässig niedrig. Ein Grund ja auch, warum auch Fahrzeuge die etwas mehr (dafür aber Autobahn) km haben manchmal besser in Schuss sind als weniger gelaufene Fahrzeuge.
Das hatte doch auch schon VW bewogen bei irgend einem Passast (der erste runde - den hatte mein Opa - das muss so vor 15 Jahren gewesen sein) keinen Grill mehr gemacht hat. Ebenso diese 3L Lupos - die haben doch auch einen verkleinerten Lufteinlass. Ich denke schon, dass das marginal ewtas bringt ...

Olli
 
NRWler schrieb:
Nur: Wann ist das der Fall?

Hm, vielleicht in der Warmlaufphase bzw. bei einer gemütlichen Landstraßenfahrt. :)

Auf dieser Seite gibts auch ne Animation: http://www.bmw.de/de/de/insights/te...cs/phase_2/technologies/air_vent_control.html
Außerdem wird der Kühler ja nicht komplett verschlossen, sondern nur das Stückchen vor der Niere.

Ein System zur Regelung der Kühlluftzufuhr hat der Lamborghini Murciélago ebenfalls.

"Absolut neuartig ist das bereits erwähnte VACS-System (Variable Air-flow Cooling System). Ein Hochleistungs-Fahrzeug zeichnet sich natürlich durch seinen Hochleistungsmotor aus. Ein solches Triebwerk wiederum braucht eine angemessene Motorkühlung, das heißt geeignete Kiemen für die Kühler. Herkömmliche Konzepte müssen in diesem Zusammenhang natürlich die kritischsten Einsatzbedingungen berücksichtigen, beispielsweise hohe Außentemperaturen, die aber meistens nur sehr kurzen realen Einsatzzeiten entsprechen (im Durch-schnitt 15% der Lebensdauer eines Fahrzeugs). Die Konsequenz sind Ansaugstutzen, die für den „durchschnittlichen” Einsatz völlig über-dimensioniert sind. Das ist wiederum nachteilig für die Aerodynamik und das Leistungspotential des Fahrzeugs.

Um diese Zwänge zu überwinden, hat Automobili Lamborghini S.p.A. ein Kühlsystem entwickelt, bei dem der Querschnitt der Ansaugstutzen in Abhängigkeit vom Kühlbedarf des Motors und der Umgebungs-temperatur verstellbar ist. So kann der aerodynamische Nachteil der Kiemen, der wie gesagt nur ungefähr 15% der Lebensdauer eines Fahrzeuges betrifft, auf die wirklich notwendigen Einsatzfälle begrenzt werden.

Das Belüftungssystem ist folgendermaßen konzipiert:
Es besteht aus den beiden vor den hinteren Radhäusern angeordneten in zwei Stellungen - „geschlossen = 0°“ bzw. „offen = 20°“ - verstell-baren Kiemen. Die beiden Endlagen werden entweder automatisch durch den Betriebszustand (Motorkühlmitteltemperatur und Umgebungstemperatur) oder von Hand per Knopfdruck durch den Fahrer (selbstverständlich nur bei eingeschaltetem Motor) erreicht."

http://www.fahrberichte.de/fahrbericht/lamborghini-murci-lago-2-2.html

Gruß

Tobias
 
Dosierter Kühlluftstrom

Hallo zusammen,

idealerweise gleitet ein Fahrzeug möglichst ohne Widerstand durch die Luft. Der Fahrwiderstand steigt in der zweiten, die Antriebsleistung in der dritten Potenz zur Fahrzeuggeschwindigkeit. Also versucht man alles, was diesen Idealzustand stört, weitgehendst zu vermeiden. Kühlluft, die durch Kühler, Motorraum etc. gepresst wird, benötigt unter dem Strich ein Mehr an Energie, die den gesamten Fahrwiderstand erhöht. Relativ gesehen umso mehr, je besser der cw-Wert des Fahrzeugs schon ist.

Mal ein kleiner Ausflug in die Historie:

Vor Jahrzehnten hatten die Motoren starr angetriebene Lüfter, die egal ob kalt oder warm, immer in Abhängigkeit der Motordrehzahl Luft durch Kühler und Motorraum gepresst haben. Im Winter war das einfach zuviel, weshalb es an LKWs handbetätigte Jalousien gab, um diese Luftzufuhr zu drosseln. (Gibts heute noch an vielen alten BW-Fahrzeugen zu sehen).

Nächste Stufe war, die starr angetriebenen Lüfterantriebe durch Viskokupplungen zu ersetzen, damit die Lüfter nicht zwangsläufig voll laufen müsssen. Bei kleineren Fahrzeugleistungen setzten sich schnell die Elektrolüfter durch, wie sie heute im Automobilbau gang und gäbe sind.

Gleichzeitig versuchte man den Luftdurchsatz, der bei z.B. 100 km/h bergauf gerade ausreichte, um in Zusammenarbeit mit Elektrolüfter den Motor ausreichend zu kühlen, bei noch höheren Luftgeschwindigkeiten nicht unnötig stark anschwellen zulassen. Das hat z.B. Ford beim "Taunus" schon vor 35 Jahren beworben. Das war also zu der Zeit, als der Begriff "cw-Wert" den Weg in die Presse und Autowerbung fand. Genau ab da fiel der Fahrwiderstand durch Kühlluft stärker ins Gewicht und die cw-Werte purzelten wirklich nennenswert. (Audi 100, etc.) ...Neben dem "Ölkriese"-bedigten Run auf Kleinwagen gab es das Bestreben, Kleinwagenverbräuche auch in die größeren (Familien-)Limousinen zu bekommen.

Abgesehen von den vielen äußerlichen Weiterentwicklungen (kaum mehr cw-Werte über 0,3 anzutreffen) bzw. heutzutage vielen innerlichen (geregelte Wasserpumpen, geregelte Generatorantriebe, geregelte Klimaanlagen, oder gar geregelte Ölpumpen) wird das Potential zum Einsparen immer dünner, um noch merklich ins Gewicht zu fallen. (Wenn man mal von radikalen, aber naheliegenden PS-Reduktionen absieht.)

...also wird dann mittlerweile auch noch nach solchen Strohhalmen gegriffen, wie in Abhängigkeit der Geschwindigkeit mechanisch betätigte Jalousinen. Und da macht BMW jetzt wohl ziemlich viel Wind drum, auch wenn es nur um die xte Stelle hinterm Komma geht. Allerdings lässt sich immer noch hier was finden, da was finden, und ausreichend viel Kleinvieh macht letztendlich auch wieder Mist. ...wenn der ganze "Klapperatismus" dann der Zuverlässigkeit nicht entgegen steht... und wirklich nicht in "Mist" ausartet, dann ist's ja gut...

Schönes Wochenende und viele Grüße, DOMMY :hello:
 
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