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Mercedes zieht die Bremse
Aus Kostengründen verzichtet der Konzern künftig auf das SBC-System
Wolfgang Eschment and Franz Rother
Automobilwoche/15. September 2003
Stuttgart. Vor dem Hintergrund steigenden Kostendrucks und schrumpfender Margen kommen jetzt bei Mercedes-Benz Innovationen auf den Prüfstand, mit denen die Marke Technologieführerschaft demonstrieren wollte. Erstes Opfer ist die aufwändige elektrohydraulische Superbremse Sensotronic Brake Control (SBC), die für die SL-Modelle und die E-Klasse von Bosch zugeliefert wird. Entgegen der ursprünglichen Planung soll dieses Vorzeigesystem nach Zuliefererangaben in der S-Klasse der nächsten Generation nun nicht mehr zum Einsatz kommen. Auch das Nachfolgemodell der M-Klasse soll eine konventionelle hydraulische Bremse bekommen, die mit zusätzlichen Features aufgerüstet wird und damit ähnliche Funktionalitäten aufweist wie das SBC-System.
Den Auftrag für die Ausrüstung beider Modellreihen hat Mercedes-Benz Conti-Teves erteilt. Nach Angaben von Teves-Ingenieuren macht die SBC-Bremse nur in Hybridfahrzeugen Sinn. Für konventionelle Fahrzeuge sei das System zu teuer und wegen seiner aufwändigen Druckregelung zu komplex. Die Sicherheits- und Komfortfunktionen könne man heute mit einem hydraulischen System einfacher realisieren.
Bei Bosch reagiert man gelassen. „Wir selbst haben Mercedes frühzeitig auf die Komplexität der SBC-Bremse hingewiesen. Auch sind die gegenwärtigen Stückzahlen für uns nicht rentabel“, so ein Firmensprecher gegenüber Automobilwoche. Der neue Bosch-Chef Franz Fehrenbach hatte auf der IAA darauf hingewiesen, dass es nicht im Interesse der Autohersteller und Zulieferer liege, „Produkte und Systeme zu entwickeln, die beim Autofahrer wenig Resonanz finden und nur geringe Stückzahlen versprechen“. Bosch wolle sich künftig „mehr auf Innovationen mit nachweisbarem Kundennutzen“ konzentrieren.
Bei Mercedes selbst versucht man den SBC-Verzicht herunterzuspielen: „Entscheidend ist, dass unsere Kunden stets den besten Nutzen haben – zu welchem Aufwand, ist egal.“ Laut Mercedes-Chef Jürgen Hubbert gibt es im Konzern Diskussionen, neue Technologien aus Kostengründen und unter Qualitätsaspekten künftig nicht mehr so schnell und um jeden Preis einzuführen. (Mitarbeit: Automotive News)
Aus Kostengründen verzichtet der Konzern künftig auf das SBC-System
Wolfgang Eschment and Franz Rother
Automobilwoche/15. September 2003
Stuttgart. Vor dem Hintergrund steigenden Kostendrucks und schrumpfender Margen kommen jetzt bei Mercedes-Benz Innovationen auf den Prüfstand, mit denen die Marke Technologieführerschaft demonstrieren wollte. Erstes Opfer ist die aufwändige elektrohydraulische Superbremse Sensotronic Brake Control (SBC), die für die SL-Modelle und die E-Klasse von Bosch zugeliefert wird. Entgegen der ursprünglichen Planung soll dieses Vorzeigesystem nach Zuliefererangaben in der S-Klasse der nächsten Generation nun nicht mehr zum Einsatz kommen. Auch das Nachfolgemodell der M-Klasse soll eine konventionelle hydraulische Bremse bekommen, die mit zusätzlichen Features aufgerüstet wird und damit ähnliche Funktionalitäten aufweist wie das SBC-System.
Den Auftrag für die Ausrüstung beider Modellreihen hat Mercedes-Benz Conti-Teves erteilt. Nach Angaben von Teves-Ingenieuren macht die SBC-Bremse nur in Hybridfahrzeugen Sinn. Für konventionelle Fahrzeuge sei das System zu teuer und wegen seiner aufwändigen Druckregelung zu komplex. Die Sicherheits- und Komfortfunktionen könne man heute mit einem hydraulischen System einfacher realisieren.
Bei Bosch reagiert man gelassen. „Wir selbst haben Mercedes frühzeitig auf die Komplexität der SBC-Bremse hingewiesen. Auch sind die gegenwärtigen Stückzahlen für uns nicht rentabel“, so ein Firmensprecher gegenüber Automobilwoche. Der neue Bosch-Chef Franz Fehrenbach hatte auf der IAA darauf hingewiesen, dass es nicht im Interesse der Autohersteller und Zulieferer liege, „Produkte und Systeme zu entwickeln, die beim Autofahrer wenig Resonanz finden und nur geringe Stückzahlen versprechen“. Bosch wolle sich künftig „mehr auf Innovationen mit nachweisbarem Kundennutzen“ konzentrieren.
Bei Mercedes selbst versucht man den SBC-Verzicht herunterzuspielen: „Entscheidend ist, dass unsere Kunden stets den besten Nutzen haben – zu welchem Aufwand, ist egal.“ Laut Mercedes-Chef Jürgen Hubbert gibt es im Konzern Diskussionen, neue Technologien aus Kostengründen und unter Qualitätsaspekten künftig nicht mehr so schnell und um jeden Preis einzuführen. (Mitarbeit: Automotive News)