Möchte mir möglicherweise einen W116 zulegen

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Holgi C200K

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Hallo Oldie-Besitzer!

Ich bin (noch) kein Oldtimer-Besitzer und möchte von Euch mal einen Expertenrat.

Seit einiger Zeit überlege ich, einen – möglichst gut erhaltenen – W116, Baujahr so um 1977/78, entweder mit der 2,8 l Einspritzer-Maschine oder evtl. auch dem 3,5 l V8 anzuschaffen. Der Wagen sollte darüber hinaus so weit wie möglich original sein, angefangen von den Felgen über Karosserie bis zum Motor (leider wurden die W116 wie auch die W126 von vielen jungen Mercedes-Freunden aufgemotzt). Gedacht wäre ein solcher Wagen schlicht und einfach nur zum gemütlichen cruisen.

Da ich technisch selber an diesem Fahrzeug nicht basteln würde (und auch nicht könnte), würde ich ihn halt zur MB NL bringen.

Die beiden wichtigsten Fragen, die sich mir aufdrängen sind folgende:

1. Ist es überhaupt sinnvoll, als technischer Halblaie sich einen rd. 25 Jahre alten Wagen zuzulegen? Weiß jemand von Euch, wie anfällig der W116 mit den beiden o.g. Maschinen ggf ist?

2. Falls mir keiner diesen Floh ausreden kann, wer kennt sich evtl. mit dem W116 aus und kann mir Probleme nennen, die beim W116 bekannt sind und auf die ich beim Kauf achten müsste?

Bin schon auf Eure Antworten gespannt.

Viele Grüße
Holgi
 
Hallo Holgi,

von der Basisüberlegung her suchst Du genau das richtige Fahrzeug. – unverbastelter Originalzustand. Die original Reifengröße 205/70 HR/VR 14 wird von Michelin für historische Fahrzeuge noch gefertigt, auch hier kein Grund auf andere Größen umzusteigen.

Von der Motorenwahl hast Du ja schon den M 100, OM 617 sowie den M 110 V 28 und M 117 E 45 ausgeschlossen.
Für den M 110 E 28 gilt, das der Motor bei niedrigen Drehzahlen träge wirkt. Nachteilig ist, das der M 110 zu Nockenwellenverschleiß neigt. Dadurch reduzieren sich die Ventilöffnungszeiten und die Motorleistung sinkt. Von der technischen Seite handelt es sich um einen mit halbkugelförmigen Crossflow Brennkammern mit Leichtmetall Zylinderkopf ausgestatteten Grauguß-Reihensechszylinder. Der von Dir ausgesuchte M 110 E 28 ist mit einer Bosch D-Jetronic ausgerüstet.
Zum Cruisen würde ich jedoch den M 116 E 35 oder noch besser den M 117 E 45 empfehlen.

Problematisch sehe ich immer, wenn alte {relativ} Fahrzeuge von technisch unerfahrenen/unwissenden Besitzern in einer normalen NL abgegeben werden. Hier habe ich bisher leider nur schlechtes gehört. Bei den Aussagen der dortigen Meister stehen mir die Haare zu berge, Vergasereinstellen kann niemand mehr. Wenn Du hier unerfahren bist, benötigst Du eine Bezugsperson mit Erfahrung auf solchen Fahrzeugen, welche ich persönlich eher in einer VT suchen würde, doch auch hier Vorsicht.

Von der Technik her handelt es sich um eine Zeitspanne, in welcher sehr robuste zuverlässige Fahrzeuge gebaut wurden. Die elektronische Ausstattung beschränkt sich bei Fahrzeugen in serienmäßigem Zustand auf ein Minimum, was die Defektanfälligkeit ausschließt. Mechanisch sind die automatischen Getriebe auf Extrembelastungen ausgelegt, werden also beim W 116.024 und .028 kaum gefordert. Die Motoren sind in Originalzustand auch robust, wobei der M 110 eher einem "Rennmotor" entspricht, also weniger zum Cruisen geeignet ist. Der Rostschutz hingegen entspricht nicht unseren heutigen Standards, jedoch ist die Karosserie und das Chassis sehr "steif" aufgebaut, so daß Klappergeräusche ein Fremdwort sind.

Vorsicht ist nur bei Kat-nachgerüsteten M 116/117 geboten.
 
Hallo Otfried,

zunächst erstmal herzlichen Dank für Deine Antwort (und bei dieser Gelegenheit herzlichen Glückwünsch zu den TÜV-Plaketten Deiner W124er-Youngtimer).

Wenn man sich, so wie ich, auf die NL oder VT verlassen muss, könnte das natürlich ein Problem werden (wobei ich mir immer gedacht habe, die kommen mit den heutigen Modellen nicht zurecht, dann doch wohl wenigstens mit den Urgesteinen :D ). Aber Spaß beiseite, es wäre zugegebener Maßen sicherlich besser, wenn man selber was an den Fahrzeugen machen könnte (und dass, wo in Vaters Garage so einigermaßen vom antiken Stethoskop für Motoren bis zu zeitgemäßen Geräten eigentlich alles da ist).

Also, wenn ich mir Deine Zeilen so ansehe, dann fällt meine Wahl eher auf den W116.028/029 mit dem M 116 E 35, ggf. auch auf den W116.032/033 mit dem M 117 E 45. Dies vor dem Hintergrund, dass, wie von Dir beschrieben, der M 110 sich wohl eher nicht so zum Cruisen eignet und darüber hinaus auch mit technischen Problemen zu kämpfen hat.

Leider scheint am Markt der W116.028/029 sehr selten zu sein, da bekommt man eher noch den W116.032/033 oder gar 036. Einen W116.024 zu bekommen, ist dagegen kein Problem. Für alle trifft dagegen zu: In welchem Zustand befindet sich der Wagen?

Kannst Du mir bitte mal sagen, was der von Dir angeführte M 100 OM 617 für ein Motor ist. War das evtl. der (m.E. nur für den USA-Export) gebaute 3,5l (?) Turbo-Diesel?

Warum warnst Du vor Kat-Nachrüstungen? Bei dieser Gelegenheit auch die Frage, wie kommen die Motoren mit dem heutigen Sprit und entsprechenden Zusätzen zurecht?

Und wenn nicht noch zu viel verlangt, welche Voraussetzungen muss ein Fahrzeug mitbringen, damit es die Zulassung als Oldie (sog. 07er Zulassung) bekommt?

Du siehst, ich stehe noch am Anfang meiner Überlegungen, aber ich möchte mich halt erstmal ein bischen informieren.

Viele Grüße
Holgi
 
Hallo Holgi,

Danke für die Glückwünsche zum bestandenen TÜV, ich finde es nur nervig, da die Fahrzeuge sich im Originalzustand befinden.
Nun zu den Fragen:
Der M 100 ist ein 6.9 Liter V 8, welcher ursprünglich aus dem W 100 stammt. Mit diesem 286 PS/4.250 U/min leistenden Motor wurden insgesamt 7380 Fahrzeuge hergestellt. Da es sich beim W116.036 um reine Liebhaberfahrzeuge handelt, ist ihr Zustand sehr gut, was sich jedoch auch in den Preisen wiederspiegelt.
Der OM 617 D 30 A wurde für den Export in die USA in den W 116 eingebaut. Solche Fahrzeuge sind deswegen recht selten in Deutschland zu bekommen. Ab und Zu tauchen sie als "Kalifornien" Reimporte auf, sind jedoch mit entsprechender Vorsicht zu behandeln.
Insgesamt wurden von der 110 PS starken Reihenfünfzylinder Turbo Version jedoch 28634 Fahrzeuge hergestellt.

Das Problem ist, das in den meisten NL nur Personen die Fahrzeuge betreuen, welche das Vorelektronik-Zeitalter nur aus Erzählungen kennen. In VT sieht es ähnlich aus. Die Einstellung von Vergasern oder mechanischen Einspritzanlagen wird nicht durch die AW Regelung abgedeckt. Hier hast Du jedoch Verhandlungsspielraum.

Zum Thema Abgas: Vielfach wird versucht, die Emissionen niedrig zu halten. Zum Zeitpunkt als diese Fahrzeuge jedoch gebaut wurden, dachte niemand an das Abgas. Bei zu mageren Gemischen überhitzen die Motoren bei Volllastfahrten und tragen Hitzeschäden davon.

Wobei wir bei den Katalysatoren wären:
Einen guten Ruf bei DCX Veteranen haben Wurm-Kats. Jedoch verlieren die Motoren erheblich Leistung im Teillastbereich. Für mich stellt sich nun die Frage, ob der Mangel an Originalität des Fahrzeuges, in Verbindung mit eventuellen Problem durch die heißen KATs oder überhitzten Motor durch die geringe Steuerersparnis aufgehoben werden.

Zur 07 Nummer ist es schwierig.
Ich kenne hier viele Aussagen: Grundsätzlich gilt die Nummer für Oldtimer, welche zu Veranstaltungen bewegt werden. Ich habe mir eine 07 für meinen F 102, F 106 A & AM 115/47 sowie den "Direkteinspritzer" zugelegt. In Hessen wurde verlangt, das der Nachweis für ein zugelassenes Neufahrzeug {kein Problem mit V 220.173/W 124.036/W 168.032} belegt wurde. Das Fahrzeug muß in Originalzustand sein, wobei der TÜV hier jedoch keine Ahnung hatte und z.B. die "Original" Auspuffanlage bestätigte. Das Kennzeichen gilt für 10 – 20 Oldies {http://mysmilies.no-ip.com/mysmilies/grinorange.gif}.
Die Versicherung richtet sich nach dem Hubraum des hubraumstärksten Fahrzeuges {verhandeln, da auch Versicherungsvertreter keinen Plan haben}.

Problematisch soll es jedoch bei Großserienfahrzeugen {W 116 Standardmodelle????} werden. Die Fahrzeuges sollten zudem 1 Jahr stillgelegt gewesen sein und müssen Älter als 20 Jahre sein.
Ausnahmen soll es jedoch schon bei 18 Jahre alten Fahrzeugen geben.

Zum Betrieb mit bleifreiem Kraftstoff sei angemerkt, das in der Regel 98/99 Oktan getankt werden sollte. Ich halte es so, da verbleites Super diese Oktanzahl hatte. An den von Dir angesprochenen Motoren müssen bei einem solchen Betrieb keine Änderungen durchgeführt werden. Diese Aussage gilt jedoch nur für DB Fahrzeuge mit dem M 116/117!!
 
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