Otfried schrieb:
Stimmst Du mit mir überein, das bei einem Motor – ich nenne ihn X – bei unveränderter Verdichtung, Hubraum, Luftdruck, Lufttemperatur, Saugrohreinspritzung ich bei Verwendung von „Normal“, „Super“ & „SuperPlus/Optimax“ mit angepaßtem Zündzeitpunkt vor der „Klopfgrenze“ ich 3 unterschiedliche Nennleistungswerte erhalten werde.
NEIN, ganz und gar nicht! Jedenfalls kann man das nicht so pauschal sagen.
Ist das Serien-Kennfeld schon optimal, dann besteht da keine Möglichkeit mehr für eine nachträgliche Optimierung. Oder willst Du noch früher zünden, als eben immer zum OPTIMALEN Zeitpunkt? Und wenn hierfür dem betr. Motor auch schon die Klopffestigkeit von Normal ausreicht, OHNE dass der Motor dann dauernd klopft, dann arbeitet dieser eben auch mit Normal schon am effizientesten!
Weder bewirkt dann ein Sprit mit einer höheren Klopffestigkeit etwas, noch kann man dann hier den Zündzeitpunkt (noch) weiter nach vorne verlegen! Das Einzige was hier dann in punkto Sprit noch etwas bringen würde, wäre, wenn man einen mit einem höheren Energiegehalt verwenden würde. Also einen Sprit, mit entweder einem höheren "unteren Wärmewert" oder einer höheren Dichte - oder eben von beidem etwas.
Höherer Energiegehalt = mehr Energie pro Volumeneinheit, was den gleichen Effekt wie eine Anfettung des Gemisches hat. Und genau eine solche Anfettung ist bei einem solchen Motor dann die einzige Möglichkeit noch ein paar zusätzl. PS heraus zu holen.
Was eben entweder durch einen Sprit mit einem höheren Energiegehalt, oder durch eine Erhöhung der Spritmenge sein könnte.
Was die Sorten "Normal", "Super" u. "SuperPlus" (bzw. die Marketingsorten V-Power u. Ultimate) betrifft, so kann man da auch NICHT pauschal sagen, dass z. B. das SuperPlus den höchsten Energiegehalt hätte. Hatte schon etliche Kraftstoff-Proben, wo das Normal (von der selben Tankstelle) den höchsten hatte - wobei die Unterschiede immer nur sehr gering sind, da die Raffierien hier kaum einen Spielraum haben.
Außerdem ist die Oktanzahl KEIN Maß für die generelle Qualität eines Ottosprits und auch NICHT dafür, ob der immer einwandfei läuft. Sondern eben einzig u. alleine ein Wert für die Klopffestigkeit. Und selbst dafür haben die ROZ u. auch MOZ nur eine sehr geringe Aussagekraft für die Praxis. Das sind nämlich reine Laborwerte, welche nur in einem kleinen Einzylinder-Prüfmotor und unter total praxisfremden Bedingungen ermittelt werden. Für uns ist nur alleine die SOZ ("Straßen-Oktanzahl") interessant, welche wir in richtigen Fahrzeugen und unter reellen Bedingungen auf der Straße ermitteln!
Also: Beim Zündzeitpunkt besteht NUR DANN und NUR BEI SOLCHEN Motoren noch ein Spielraum, wenn u. wo man werkseitig (entweder absichlich oder unabsichtlich) Effizienz verschenkt hat, und das Serienkennfeld eben NICHT optimal ist. Also der MAX Verbrennungsdruck NICHT immer bei der idealen KW-Stellung anliegt, bzw. das zumin. nicht bei Vollast u. Höchstdrehzahl der Fall ist.
Und nur einen Sprit mit einer lediglich höheren Klopffestigkeit zu verwenden (also z. B. Super+ statt Super) kann alleine NUR DANN etwas bewirken, wenn entweder der Motor mechanisch nicht optimal konstruiert ist, und/oder dem die Klopffestigkeit der werkseitig empf. Spritsorte nicht immer ausreicht. Und es deshalb mit der empf. Spritsorte zumin. bei bestimmten Betriebszuständen zu einer klopfenden Verbrennung kommt, und deshalb die Klopfregelung zumin. bei hoher Belastung eingreifen muß. Wodurch der Motor dann nicht mehr ganz so effizient arbeitet und dadurch etwas an Leistung einbüßt.
Übrigens bestimmt NICHT nur alleine das Verdichtungsverhältnis die Klopfneigung eines Motors, sondern hängt das von vielen Faktoren ab. Ich meine damit jetzt nicht äußere Dinge wie die Umgebungstemp.( welche da ebenfalls einen großen Einfluß haben), sondern rein was die Motorenkonstruktion betrifft. Also Dinge wie auch Brennraumform, Form der Kolbenböden, Wärmeableitung aus dem Brennraum und auch von den Ventilen (vorallem von den Auslaßventilen), und eben auch noch vom Einspritzsystem.
Hat der Konstrukteur gut gearbeitet, alles berücksichtigt und alles richtig gemacht, dann kann man dem Motor eben auch ein Zündkennfeld verpassen, welches so abgestimmt ist, dass eben IMMER zum optimalen Zeitpunkt gezündet werden kann - OHNE dass der Motor klopft.
Und hat man sehr gut gearbeitet, dann kommt es dabei eben auch bei bei hohen Außentemp. und gleichzeitig längerer hohen Belastung zu KEINER klopfenden Verbrennung. Und hat man bei aufwendigen Tests festgestellt, dass auch schon mit Super die Klopfregelung nichts zu tun hat, dann kann man sich auch darauf verlassen, dass diesem Motor die Klopffestigkeit von Super wirklich ausreicht und es bei diesem Motor absolut NICHTS bringt, einen Sprit mit einer noch höheren Kloffestigkeit zu verwenden - einer höheren als dieser benötigt!
Den Zündzeitpunkt dann (noch) weiter nach vorne zu legen, wäre dann bei diesem Motor schädlich und würde außer einer höheren thermischen u. mechansichen Belastung auch noch Effizienz u. Leistung kosten. Und wenn es sich dabei um einen Sauger handelt, dann kann hier auch der Chip-Tuner nur über eine Anfettung ein paar zusätzl. PS holen, wo man dann bei der ASU immer beide Augen zudrücken muß!
Jetzt sollte das aber wirklich jeder verstanden haben!
Otfried schrieb:
Bei aufgeladenen Motoren sieht das Bild anders aus, da der Kraftstoff gezielt zum Zündzeitpunkt in den Kerzenbereich eingespritzt werden kann,....
Sollte das jetzt heißen, dass man nur einen aufgeladenen Motor mit einer strahlgeführten DI mit Schichtladung betreiben könnte, und einen Sauger etwa NICHT- oder wie war das sonst gemeint?
Sowohl eine strahlgeführte DI an sich, wie auch ob generell im Homogenbetrieb oder in Verbindung mit Schichtladung (in bestimmten Drehzahl-/Last-Situationen), hat doch überhaupt nichts damit zu tun, ob es sich um einen Sauger oder aufgeladenen Motor handelt. Das kann ich hier wie da machen.
Otfried schrieb:
...wo hingegen bei einem Motor mit Saugrohreinspritzung immer im gesamten Zylinder ein zündfähiges Gemisch vorhanden sein muß.
Auch das hat nichts damit zu tun, ob es sich dabei um einen Sauger oder einen aufgeladenen Motor handelt. Auch muß hier NICHT im gesamten Zylinder ein zündfähiges Gemisch vorhanden sein, sondern eben nur im Brennraum zum Zeitpunkt der Zündung.
Nur kann ich halt den Motor nicht extrem mager betreiben (auf den gesamten Brennraum bezogen), wenn ich den Sprit ins Saugrohr einspritze. Weil sich bei einem Saugrohr-Einspritzer eben keine Schichtladung realisieren läßt, sondern sich hier bis zur Entzündung immer eine homogene Durchmischung gebildet hat.
@Mercedesfahrer:
Ich weiß jetzt nicht wo Du diesen Text "ausgegraben" hast. Jedenfalls ist der nicht gerade sonderlich aktuell. Außerdem ist das so eine typische "Wischi-waschi"-Formulierung, wie sie nur von Leuten aus dem Marketing oder der Kommunikation formuliert würde.
Jetzt zum Vergleich mal etwas konkretes: Sowohl die Pumpe wie auch der Einspritzdruck und auch die Einspritz-Ventile sind fertig entwickelt. Und auch bei der Abgas-Nachbehandlung gibt es keine Fragen mehr, wie das auzusehen hat. Oder nochmal anders gesagt: Laufen die Motoren längst auf dem Prüfstand und auch in Versuchsfahrzeugen.
Und sowohl was die Leistung und auch den Spritverbrauch (DIN-Werte wie auch die Praxis) betrifft, haben wir längst sehr genaue Werte.
Und noch eins extra für Otfried: Auch diese Motoren brauchen KEIN SuperPlus, sondern kommt es auch bei diesen schon mit Super NIE zu einer klopfenden Verbrennung.
Nur bei denen, welche einen Abgasturbolader haben werde, werden wir wahrscheinlich die Verwendung von SuperPlus (also von ROZ 98 u. MOZ 88) empfehlen.
Grüße