
Katharina
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Quelle: Bloomberg
Stuttgart
28. April 2005
Der deutsch-amerikanische Automobilkonzern DaimlerChrysler [DCX GY EQT] hat die Sanierung des Kleinstwagens Smart mit einem Gewinneinbruch im ersten Quartal um fast 60 Prozent bezahlt. Die ehemalige Ertragsperle Mercedes Car Group rutschte wegen hoher Kosten für Rückrufe, sinkender Verkaufszahlen und wegen Smart erstmals seit 1993 tief in die roten Zahlen.
Der operative Gewinn von DaimlerChrysler fiel in den ersten drei Monaten des Jahres auf 628 Millionen Euro, wie der Konzern am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Von den Kosten von bis zu 1,2 Milliarden Euro, die Smart bis 2007 in die Gewinnzone führen sollen, verbuchte der Autobauer zwei Drittel im Quartal. Der Aufsichtsrat billigte das neue Geschäftsmodell von Smart mit nur noch zwei Modellen und einer fast halbierten Belegschaft. Unter den rund 700 betroffenen Beschäftigten soll es keine Kündigungen geben, sie sollen freiwillig ausscheiden oder freie Stellen im Konzern erhalten, teilte der Betriebsrat mit.
Bei Mercedes fielen auch die Kosten für den Rückruf von 1,3 Millionen Autos an, mit dem Qualitätsmängel beseitigt werden sollen, so dass die Sparte fast eine Milliarde Euro Verlust im Quartal verbuchte. Mercedes-Pkw-Chef Eckhard Cordes erwartet bereits im laufenden zweiten Quartal die Wende zum Besseren, im dritten Quartal sei ein zweiter Ergebnisschub zu erwarten. Zum Jahresende soll der Absatz von Mercedes wie bei Chrysler und bei Nutzfahrzeugen über Vorjahr liegen.
Nach Steuern ging der Konzerngewinn um 30 Prozent auf 288 Millionen Euro zurück, ohne Smart wäre er 512 Millionen Euro höher ausgefallen. Finanzvorstand Bodo Uebber bekräftigte die Anfang April nach unten korrigierte Prognose für das Gesamtjahr. Danach soll der operative Gewinn ohne die Kosten für Smart knapp über den im vergangenen Jahr erwirtschafteten 5,75 Milliarden Euro liegen, einschließlich der Kosten für Smart liegt die Messlatte bei 4,55 Milliarden Euro. "Wir haben einen kräftigen Gegenwind bei den Rohstoffpreisen und einen anhaltend scharfen Wettbewerb", warnte Uebber.
Weltweit setzte DaimlerChrysler mit 1,1 Millionen Autos ein Prozent mehr ab. Der Umsatz gab vor allem wegen des starken Euro dennoch um rund zwei Prozent auf 31,7 Milliarden Euro nach, im Gesamtjahr soll er wieder über dem Umsatz von 2004 liegen.
Mit den Zahlen überraschte DaimlerChrysler positiv. Von Reuters befragte Analysten hatten nur 64 Millionen Euro Gewinn nach Steuern erwartet. Der DaimlerChrysler-Aktie verliehen die Zahlen nur kurz einen Schub nach oben. Sie schloss 0,8 Prozent schwächer bei 30,22 Euro. "Rechnet man die Sondereffekte heraus, liegt das Ergebnis unter meinen Erwartungen", sagte Analyst Fabian Kania von Helaba Trust.
GELD AUS JAPAN
Die inzwischen sanierte Nutzfahrzeug-Sparte avancierte im ersten Quartal mit einem Gewinn von 714 (2004: 268) Millionen Euro zum größten Ertragsbringer im Konzern. "Einen Höhepunkt des Lkw-Booms kann ich weder in Nordamerika noch Europa erkennen", sagte Uebber. Der Sparte kam auch ein Schadenersatz zu Gute, den der frühere Eigner des japanischen Lkw-Bauers Fuso, Mitsubishi Motors [7211 T EQT]>, an DaimlerChrysler zahlen muss, weil jahrelang systematisch Schäden an den Nutzfahrzeugen vertuscht wurden. Daraus erwuchs ein Ertrag von 276 Millionen Euro.
Schwächer als von den Experten erwartet schnitt Chrysler ab. Der operative Gewinn der US-Tochter ging um 17 Prozent auf 252 Millionen Euro zurück, Analysten hatten mit aber einem Anstieg gerechnet. Chrysler lieferte drei Prozent weniger Fahrzeuge an die Händler aus, verkaufte aber mit 664.500 Autos fünf Prozent mehr an Endkunden.
MERCEDES WILL ZULIEFERER ZUR KASSE BITTEN
"Die weltweite Automobilnachfrage hat im ersten Quartal 2005 an Schwung verloren", konstatierte DaimlerChrysler. Die Mercedes Car Group blieb mit 247.000 verkauften Fahrzeugen sieben Prozent hinter dem Vorjahresquartal zurück, was der Konzern vor allem mit Modellwechseln begründete. Fehlerhafte Diesel-Einspritzpumpen von Bosch verzögerten zudem die Auslieferung von Autos. Für die Kosten des Massenrückrufs bei Mercedes will der Konzern überwiegend die Zulieferer zahlen lassen. Die Qualitätsmängel ließen die Rückstellungen sprunghaft auf 454 Millionen Euro wachsen.