Hallo Janin!
(Da wir hier in einer Art Vorstellungsdiskussionstrang sind und ich mich in diesem Forum auch noch nicht offiziell vorgestellt habe [Ich schäme ich auch schon.] vielleicht einmal etwas ausführlicher: )
Ich habe mich lange und eingehend mit dem W140 beschäftigt.
Das kam mit der Zeit. Ursprünglich dachte ich, der W140 ist einfach ein "größerer W124" mit prinzipiell einer halben Tonne mehr Gewicht/Material und somit haltbarer. "Zudem wird/wurde er von 'reichen Leuten' als Erstbesitzer gefahren, die alles an dem Wagen haben machen lassen."
Ich muß sagen, daß ich mich hier (quasi in beiden Punkten) gründlich getäuscht habe.
Der W140 ist von der Qualität - verglichen mit alten Mercedes bis sagen wir W201 und W126 - gerade noch erträglich. Es gibt einfach so vieles was fester und solider gebaut hätte werden müssen (Türfangbänder, Servopumpe, Fensterheber/hier insbesondere Rollen für die Seilzüge, Gebläseregler, Kunststoffteile, Pneumatikpumpen, Automatikgetriebe etc. etc.). Mit
permanenter Pflege und sofortiger Behebung auch kleinster Probleme (z. T. durch mich selbst) kann man ihn wunderschön am Laufen halten. Nicht umsonst hat sich früher - zu Produktionszeiten - oft ein Chauffeur permanent um den Wagen gekümmert. Ich weiß das noch von meiner ersten Anstellung. Da war nach hinten ein großer Hof. Der Inhaber eines räumlich benachbarten großen Bekleidungshauses hatte einen W140. Ab ca. 9.30 h morgens war der Chauffeur am Wagen und hat etwas daran gemacht...
Zum zweiten Punkt von mir oben: "Reiche Leute (Erstbesitzer) haben alles an dem Wagen machen lassen."
Das trifft leider wohl nur in sehr wenigen Fällen zu. Auch viele dieser "Erstbesitzer" haben den Wagen einfach nur heruntergeritten.
Ich bin technisch sehr interessiert (siehe auch meine Signatur) und wenn ich nicht Banker geworden wäre - sehr schwieriger Beruf heutzutage
obwohl ich ihn eigentlich liebe und in 13 Jahren Berufspraxis keine Verluste produziert habe -, wäre ich wohl (Motoren-)Ingenieur geworden. Mercedes hat mich von frühester Kindheit fasziniert. Mein Großvater war Ingenieur und Kaufmann. Fast jeden Tag mußte er zu den Großhändlern zum Einkaufen fahren, damals mit dem Stich Acht. Solange ich noch nicht zur Schule ging, bin ich jeden Tag mitgefahren. Da bin ich wohl infiziert worden. Natürlich habe ich im Strich Acht auch meine allererste Autofahrt (vom Krankenhaus) absolviert
.
Ferner hat mir mein Großvater als ich 7 Jahre alt war zu Weihnachten den ersten Außenborder/Außenbordmotor geschenkt, einen 4 PS Chrysler für ein „Sportschlauchboot“/DSL Dingi II (Deutsche Schlauchbootfabrik Eschershausen). Der stand im Winter in meinem Kinderzimmer auf einem selbst gebauten Ständer an der Heizung. Das Boot war im Sommer in unserem "Wintergarten"/überdachter Balkon aufgebaut und ich habe nachts darin geschlafen!!!
An den Wänden und Schränken hingen Poster von Außenbordern in Schnittdarstellungen (damals z. B. der 702, 70 PS Mercury) – „meine Pin-up-Fotos“ -. Meine Lektüre waren (Boots-) Motorenprospekte, Bootsprospekte etc. Ich kannte damals alle Außenborderdaten etc. auswendig.
"Böse Zungen" behaupten ich habe da als Kind (Der Außenborder hatte einen Einbautank und er stand wie gesagt an der Heizung.) zu viel Benzindämpfe eingeatmet. Daher die "Folgeschäden" bei mir. Eine Bekannte mutmaßte, daß es wohl ähnlich wie bei Obelix mit mir sei.
Ich habe also seit frühester Kindheit ein "beinah erotisches Verhältnis" zu Verbrennungsmotoren.
Hinzu kommt ferner noch meine Vorliebe für klassische Musik. Als Folge davon (und meiner Technikleidenschaft) habe ich mir der Zeit meine Traumstereoanlage zusammengebaut: 1,3 t-Gewicht!, Drehstromversorgung 35 A mit abgeschirmten Maschinenleitungen etc. etc.
Das alles nur wegen der Klangqualität, nicht um Krach zu machen.
Mit dem W140 habe ich mich aus Interesse und natürlich auch aus zwingender Notwendigkeit immer mehr beschäftigt. Ein reger Austausch mit anderen W140-Eigentümern bewirkt "ein Übriges". Durch diesen Wagen habe ich mittlerweile - z. T. über Grenzen hinweg - gleichgesinnte Menschen kennengelernt (und das nicht nur auf den W140 bezogen!!!). Es haben sich Freundschaften entwickelt, die ich nicht mehr missen möchte. Schließlich "gipfelte das u. a. auch einmal darin", daß ich eine Kaufberatung für die Baureihe geschreiben habe.
(siehe hier)
HSK | TEC / Kaufberatung Baureihe 140 browse
Ja, ich liebe den W140 sehr - wenn er auch viel Arbeit und Kosten macht. Das Fahrgefühl und Raumgefühl ist unglaublich. Ich weiß, daß schrieb ich schon weiter oben.
Aber genau so wie ich nicht müde werde, Menschen vor dem W140 und seinen in aller Regel unabsehbaren Kosten/Aufwendungen zu warnen, werde ich nicht müde, von seiner Faszination zu schwärmen. Es ist für mich der faszinierenste Mercedes, der je gebaut wurde. Er steht vom Aufwand und der Philosophie (Ja, solchen Autos liegt bei der Entwicklung und Konstruktion immer eine gewisse "Philosophie" zu Grunde, der sie entsprechen sollen und in derem Sinne sie gebaut werden.) in einer Linie bzw. einer Ebene mit dem W150 ("Vorkriegs-Großer-Mercedes") und W240. Mit dem W150 und seiner Philosophie konnte sich nach dem Krieg auch keiner mehr anfreunden. Heute wird er für
stattliche siebenstellige Summen gehandelt. Wer weiß was mit dem W140 einmal passieren wird.
Viele Grüße
Jörg und Blau Bär