Das ESP wird in eine Produktpalette aufgefächert
Bosch/Herr Plapp zum Thema:
Bisher schützte es den Autofahrer vor allem vor dem Schleudern, bald kann es noch mehr: Das Elektronische Stabilitäts-Programm von Bosch wird in eine Palette von Produkten aufgefächert – skalierbar in der Leistungsfähigkeit. Demnächst gibt es also nicht mehr nur ein ESP, sondern eine Reihe von ESP-Erzeugnissen. Das kündigte Günter Plapp an, bei Bosch im Bereichsvorstand Chassissysteme für die Entwicklung verantwortlich. Wie Plapp auf dem Internationalen Motorpressekolloquium des Stuttgarter Automobilzulieferers Ende Juni in Stuttgart erklärte, lassen sich in das neue ESP-Konzept Sicherheits- und Komfortfunktionen kostengünstig integrieren, die in den nächsten Jahren serienreif werden.
Plapp nannte dazu einige konkrete Beispiele: So wird schon in die Klasse der mittleren und kompakten Fahrzeuge das ESP mit "Hill Hold Control" Einzug halten. Eine Funktion, die das ungewollte Rückwärtsrollen beim Anfahren am Berg verhindert. Realisieren lässt sie sich mit dem heute gängigen ESP. Andere Komfortmerkmale setzen jedoch eine erweiterte Technik voraus. Voraussichtlich in zwei Jahren, so teilte Plapp mit, wird das ESPlus serienreif sein. Darin sind Funktion wie "Brake Disc Wiping" und "Electronic Brake Prefill" enthalten. Das eine nützt bei starkem Regen: Es legt regelmäßig die Bremsbeläge leicht an die Scheiben an, um dort den störenden Nässefilm zu verdrängen. Das andere reagiert, wenn der Fahrer ruckartig vom Gaspedal geht: Es legt daraufhin die Bremsbeläge sofort an die Scheiben an, um bei einer möglicherweise folgenden Notbremsung den Anhalteweg zu minimieren. Plapp rechnet damit, dass ESPlus nicht zuletzt in der Klasse der Sports Utility Vehicles verstärkt zum Einsatz kommt.
Für Fahrzeuge der Ober- und Luxusklasse wird Bosch die höchste Ausbaustufe der neuen Produktpalette anbieten – mit Zusatzfunktionen wie "Soft-Stop" und "Stop-and-go". Plapp verglich dieses System mit dem bisherigen technischen Ansatz der elektrohydraulischen Bremse. Zwar baut es auf einem konventionellen Bremssystem auf. Dennoch lassen sich auf elektrohydraulischem Weg, also "by wire", alle Komfortfunktionen ohne aufwändige und kostenintensive Bordnetzmaßnahmen ausführen. Dies bezeichnete Plapp als "neue EHB-Variante". Deren Serienstart kündigte er für das Jahr 2006 an.
"Sehr weit fortgeschritten" ist nach den Worten Plapps der Ansatz, ESP mit einer aktiven Lenkung zu verbinden. Dessen stabilisierende Wirkung wird sich durch direkte und selbsttätige Lenkkorrekturen weiter verbessern. Noch in diesem Jahr startet die ZF Lenksysteme GmbH, an der Bosch und ZF Friedrichshafen paritätisch beteiligt sind, mit der Serienproduktion einer Überlagerungslenkung. Eingesetzt wird das neue Erzeugnis im Verbund mit dem ESP von Bosch.
Auch für die automatische Parkbremse, so fügte Plapp hinzu, zeichnet sich "eine preisgünstige Lösung" auf der Basis des Elektronischen Stabilitäts-Programms ab. Die APB von Bosch wird gemessen an anderen Ansätzen, etwa mit elektromotorischer Seilbetätigung, weniger Platz benötigen und geringere Kosten verursachen. Ihr Prinzip ist laut Plapp "einfach und dadurch robust": Sobald der Fahrer über einen Schalter die Parkbremsfunktion aktiviert, baut das ESP-Aggregat selbsttätig Druck auf, um die Bremsbeläge gegen die Scheibe zu pressen. Daraufhin werden die Bremssättel mit einer integrierten Mechanik verriegelt. Erst um sie zu lösen, baut das ESP nochmals kurzzeitig Druck auf. Diese hydraulisch betätigte Parkbremse soll nach der Vorausschau Plapps 2005 in Serie gehen.
Alles dies zeigt, welches Entwicklungspotenzial im ESP steckt. Zusatzfunktionen entwickelt Bosch auch in Kooperation mit den Reifenherstellern Dunlop und Michelin. Wie auch immer die ESP-Produktpalette in Zukunft "skaliert" wird, den Autofahrern verspricht Plapp ein Plus an Sicherheit – und auch an Komfort.
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