Die Antwort hat auf sich warten lassen, jetzt aber...
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Paquito schrieb:
Aber auch MB-Kunden könnten "absolute Qualität" (wie oben beschrieben) nicht bezahlen - oder würden es zumindest nicht wollen. Daher setzt auch bei Premium-Produkten irgendwo der Kompromiss ein.
Natürlich muss es auch bei Premium-Produkten einen Kompromiss geben. Nur ist der bei MB in den letzten Jahren oft zu "tief" angesetzt. Ein Premium-Produkt muss für mich in jedem Bereich die beste Lösung bieten und darf sich nicht ausschließlich über den höchsten Preis deffinieren.
Paquito schrieb:
Und tatsächlich empfinden viele Kunden wohl die Fensterkurbeln in einem alten 202 als ebenso armselig wie manche Kunststoffe im 203.
Wenn dem 202-Käufer die Kurbeln zu armselig waren, hat er kurzerhand die eFH bestellt.
Höherwertigen Kunststoff als Sonderausstattung beim 203 gibt es dagegen nicht. (Obwohl die Ausstattungslinien, die ich im Übrigen bei einem Premium-Produkt für völlig unpassend halte, in diese Richtung gehen.)
Abgesehen davon gefallen mir einige Kunststoffe des 203 sogar besser als die entsprechenden des 202.
Wie ihr schreibt muss man dabei auch die jeweilige Zeit betrachten. Als der 202 1993 erschienen ist, waren die Kunststoffe in Ordnung. Anders war es 2000 beim 203. Hier gab es sowohl von Audi als auch von BMW oftmals bessere Lösungen.
George schrieb:
Der Phaeton ist ein absolutes Ausnahmefahrzeug, obwohl der Abstand zum zum 220er-Mopf meines Erachtens geringer ist (nur Interieurqualität!), [...]
Vielleicht ist der Abstand zum aktuellen 220 etwas geschrumpft.
Aber in Relation zum Vorsprung des Phaeton ist das allenfalls minimal. Ob der 220 nun gemopft ist oder nicht..., er wird in jeder Form vom Phaeton in höchstem Maße deklassiert.
George schrieb:
Der 5er ist meines Erachtens ein "umgedrehter" A6, [...] Interieur mit Plastik-Türöffnern [...]
Kann ich mir gut vorstellen.
Allerdings bin ich noch immer der Meinung, dass der 211 Türöffner aus verchromtem Kunststoff besitzt (siehe in
diesem Thread).
Die Öffner in den Baureihen 124, 201, 202 und 210 fühlen sich nach Metall an, die des 211 nicht.
George schrieb:
Seit dem 202er sehe ich keinen generellen Qualitätsabstieg.
Was heißt genereller Abstieg?
Zu viele Dinge sind eben einfacher, primitiver, kostengünstiger geworden oder ganz weggefallen. Das meiste davon ist leicht sicht- oder spürbar, selbst für den uninteressierten "Nicht-MB-Freak".
Beispielhaft will ich ein paar Dinge nennen, die sich in den letzten Jahren stark vereinfacht und damit aus meiner Sicht qualitativ verschlechtert haben, um meine Behauptung nicht ganz in der Luft hängen zu lassen:
- die Stoffe der Sitze und Verkleidungen
- die Teppiche im Innen- und Laderaum
- oder das Schiebedach
Für mich ist das insgesamt ein genereller Abstieg.
Übrigens sind die oben genannten Einsparungen mit der Folge der Qualitätsminderung, wie Wegfall der Federkernsitze, der pneumatischen ZV und die Einführung von Blindschaltern, erst nach Erscheinen der Baureihe 202 eingeführt worden.
Diese Qualitätsverschlechterung ist auch während der laufenden Serie der Baureihe 202 festzustellen. Man vergleiche die Türverkleidungen des Ur-202 mit der Mopf-Version von 1997.
Zwar musste der Seitenairbag in der Türverkleidung untergebracht werden, sie deswegen so abzuspecken und billig wirken zu lassen wäre m.E. nicht nötig gewesen. (Beim 140, der 1996 die Seitenairbags bekommen hat, ging es doch auch). Bei Lederausstattung besteht seit der Modellpflege der größte Teil der Türverkleidung aus Kunststoff. Beim Ur-202 ist die Tür großflächig mit gerafftem Leder verkleidet. (Als kleines Beispiel)
Nach 1993 gab es weitere große Rückschritte, wie die Einführung der Baureihe 210, die qualitativ nicht an den Vorgänger anknüpfen kann.
Wobei ich zugeben muss, dass MB den damaligen Modellwechsel 124 -> 210 - der in der neueren Modellgeschichte sicher einer der schwierigsten war - sehr geschickt eingefädelt hat. Durch das Vieraugen-Gesicht konnte man von Qualitätsdefiziten hervorragend ablenken. In den einschlägigen Fachzeitschriften wurde zur damaligen Zeit fast nur über das neue Scheinwerferdesign geschrieben. Qualität wurde höchstens von einigen kritischeren Zeitungen am Rande erwähnt. Ohne das Vieraugen-Gesicht hätte die Qualitätsdiskussion bestimmt einen ungleich höheren Stellenwert eingenommen und hätte schon damals ein schlechtes Licht auf MB geworfen.
Aus heutiger Sicht war diese Strategie äußerst raffiniert, sie ist voll aufgegangen.
Im Gegensatz zu den Jahren vor Anfang/Mitte der 90er stehen momentan Marketing und Profit und nicht das Produkt selbst im Vordergrund. Das merkt man.
Es wird der Marke MB auf Dauer nicht gut bekommen.
Diego