Hallöchen
Wollte das Thema wieder aufgreifen, denn es werden wohl im Laufe der Zeit noch Tausende ihre helle Freude an dem schrottigen Kettenrad haben
, und Mercedes kümmert sich ja erst um die Angelegenheit, wenn schon alles zu spät und der Patient tot ist. Leider gibt es bei denen nicht das geringste Interesse in Sachen vorausschauender Schadensminimierung. Darum muss man sich also selber kümmern.
Bei YouTube gibt es ein Video mit dem Titel “Mercedes-Benz M272: Fast and Simple Detection of Balance Shaft Failure” (
Mercedes-Benz M272 : Fast and Simple Detection of Balance Shaft Failure - YouTube). Lecker lecker
, sowas sucht man ja schon lange. Aber die Frage ist halt, ob es nur ein Fake ist, weil die ganze Sache fast schon zu einfach ist, um wahr zu sein.
In dem Video werden zuerst die Fehler mit StarDiagnose ausgelesen, leider ohne diese genauer zu benennen oder zu erläutern. Kann natürlich sein, dass grad kein defekter Testwagen zur Hand war. Wo soll man auch auf die Schnelle ne passende Schrottkarre her kriegen? Sodann schraubt der Servicemechaniker im Video beide Nockenwellensensoren der linken Zylinderbank ab (in Fahrtrichtung gesehen links), was übrigens ruckzuck erledigt ist. Dann dreht er die Kurbelwelle bis zur Markierung „305“ (vermutlich bezeichnet „305“ den Drehwinkel 305°) und überprüft nun die Stellung der beiden Nockenwellen, indem er durch das Montageloch der Nockenwellensensoren auf die dort sichtbaren Markierungen blickt. Zum Schluss wird noch ein grünes Häkchen für „gut“ und ein rotes Kreuzchen für „schlecht“ vergeben, aber das war’s dann leider auch schon. Es gibt bedauerlicherweise keinen erklärenden Text sondern nur Musik.
Jetzt bräuchten wir hier im Forum einen echten Mechaniker-Profi
, um dieses interessante Video zu entschlüsseln. Ich sehe es so: Wenn die Kurbelwelle auf eine bestimmte Position gedreht wird, kann man durch die Markierungen an den Nockenwellen bzw. an den Nockenwellenstellern überprüfen, ob die vorgeschriebenen Nockenwellendrehpositionen (natürlich bei stromlosen Verstellmagneten) eingehalten werden. Dann wäre soweit alles im grünen Bereich. Sollte sich aber die Steuerkette gelängt haben, oder aber das Kettenrad auf der Ausgleichswelle verschlissen sein, was sich ebenfalls wie eine unzulässige Längung der Steuerkette auswirkt, dann würden insbesondere die Steuerzeiten der rechten Zylinderbank (in Fahrtrichtung gesehen rechts) nicht mehr stimmen. Deshalb kommt ja bei der StarDiagnose für diesen Fall auch die Fehlerbeschreibung „Ständige Verstellung der Einlass- und Auslassnockenwelle der rechten Zylinderreihe....“. Warum also schaut sich der Mechaniker im YouTube-Video die linke Zylinderreihe an und nicht die rechte? Das wäre die erste Frage an die Experten hier im Forum. Aber vielleicht ging’s im Video ja nur ums Prinzip, das bei allen vier Nockenwellen gleich ist.
Die zweite Frage wäre, was man denn überhaupt durch das Sensorloch sehen kann. Die Magneten selbst sind ja konzentrisch zu den Nockenwellen angeordnet und die Sensoren sind ungefähr 50 mm radial versetzt montiert. Wenn man durch das Sensorloch blickt, sieht man folglich nicht die Stirnseite der Nockenwelle, sondern irgend ein Teil des Nockenwellenverstellmechanismus. Und dann möchte ich natürlich gerne wissen, wie denn die Markierungen jeder einzelnen der vier Nockenwellensteller bei fehlerfreiem Ventiltrieb stehen müssen, wenn man die Kurbelwelle auf Position „305“ dreht? Insbesondere natürlich, wie die Markierungen bei der problembehafteten rechten Zylinderbank stehen müssen? Die beiden im Video gezeigten Markierungen sind offensichtlich DB-Ersatzteilnummer, und zwar beide male die „A2 720510539“. Das könnte das große, fest mit der Nockenwelle verbundene scheibenförmige Teil sein. Die Ersatzteilnummern sind ringförmig angeordnet und von eingravierten Kreissegmentbögen umgeben. Die eigentlichen Markierungen dürften somit die eingravierten Kreisbögen sein, nicht die Ersatzteilnummer. Kommt es also darauf an, dass diese Markierung sauber zentriert in der Bohrung erscheint? So hat es jedenfalls den Anschein, denn beim ersten Beispielbild im Video ist das ersichtlich der Fall und es wird ein grünes Häkchen vergeben. Bei dem anderen Beispielbild hingegen ist die Kreismarkierung einige Millimeter nach oben aus dem Sichtfenster ausgewandert und das wird im Video mit einem roten Kreuzchen negativ bewertet. Wer kennt sich aus und wie genau wäre dieser Test eigentlich, oder ist das Video doch ohne echten Nutzwert? Müssen bei der genannten Kurbelwellenstellung „305“ die Kreismarkierungen sämtlicher Nockenwellensteller genau mittig zentriert in der Sensorbohrung (=Sichtfenster) erscheinen? Das wäre immerhin unter der Voraussetzung nachvollziehbar, dass diese Markierungen präzise genug gefertigt sind und von vornherein für diesen Zweck gedacht waren. Dafür spräche auch die ringförmige Anordnung der Ersatzteilnummer und die Platzierung der Markierung genau auf dem Großkreis der Sensorbohrung. Und welche Abweichung von der Mittellage wäre denn dann noch akzeptabel? Falls diesbezüglich ein gesundes Augenmaß zur Beurteilung nicht hinreichend sein sollte, könnte man sich sicher eine einfache Messhilfe ganz leicht selber machen. Daran sollte es also nicht scheitern.
Wenn meine vorstehenden Mutmaßungen so insgesamt zutreffend sein sollten, dann hätten wir hier tatsächlich eine recht einfache Möglichkeit für jedermann, sein schrottiges Kettenrad von Zeit zu Zeit selber zu prüfen. Dies zwar nur indirekt über eine vermeintliche Kettenlängung, aber immerhin besser als die notorische Nichtüberprüfung durch den
. Wie sicher und zuverlässig schätzt denn der Profi diesen Test ein?
Die letzte Frage geht nur der guten Ordnung halber schließlich noch in Richtung Verstellmagnete, die ja auch sehr häufig kaputt gehen. Der Test im Video erfolgt ganz offensichtlich bei stromlosen Verstellmagneten. Folglich könnte insoweit die Funktionstüchtigkeit der Magnete ohnehin nicht überprüft werden. Darauf kann sich die ganze Angelegenheit jedenfalls nicht beziehen. Oder ist jemand anderer Meinung?
Bin schon sehr gespannt, was die Experten hier im Forum dazu sagen, und ansonsten allzeit eine gute Fahrt.