Von außen
Der W204 in Tenoritgrau macht äußerlich auf den ersten Blick einen sehr sportlichen, dynamischen Eindruck. Die Farbe ist eine edle Mischung aus den alltäglichen schwarz- und silber-Tönen, die man derzeit noch selten zu sehen bekommt. Dass es sich bei der C-Klasse auch wirklich um eine C-Klasse handelt, daran wird nicht der geringste Zweifel deutlich: Die kleinste Mercedes-Limousine ist in ihren Ausmaßen deutlich kompakter und weniger wuchtig als die E-Klasse und vermittelt dank ihrer straffen Linienführung das Ambiente eines kleinen, aber kräftigen Sportlers.
Zum Test stand ein C200 Kompressor in Elegance mit 7000 km und Automatikgetriebe.
Antrieb (Motor/Getriebe)
Die Kombination aus M 271.950 und der butterweichen 5-Gang-Automatik weiß zu überzeugen. Die Gangwechsel erfolgen ausreichend flott, der Wandler ermöglicht zügiges Anfahren, und der Motor hängt gut am Gas. Selbst in „S“ werden die Gänge ab 1000 U/min (!) hochgezogen, was jedoch ein wenig zu viel des Guten ist: Sinkt die Drehzahl etwas weiter ab, fängt der Wagen an zu vibrieren, und erst nach ca. 1 Sekunde Schütteln wird sich die Automatik ihrer eigenen Existenz gewahr und schaltet herunter. Diese Problem hatte ein zuvor bewegter MOPF E 200 Kompressor nicht, er war jedoch in den Fahrleistungen und bei der Schnelligkeit der Gangwechsel unterlegen. Der 200er Kompressor Motor spielt mit dem Gewicht der C-Klasse und hat in jeder Situation ausreichend Kraft. Insgesamt ist er ein sehr leiser und laufruhiger Geselle, nur im Stand waren sehr störende Vibrationen auf dem Beifahrersitz und in der -kopflehne wahrnehmbar. Bei 100 km/h im dritten Gang faucht der Motor sogar wie ein kleiner Sportwagen. Auf der AB erreichte er eine Geschwindigkeit von 230 km/h nach Tacho einen kleinen Anstieg hinauf spielend und ohne großen Anlauf. Entweder aufgrund der allgemein relativ lauten Geräuschkulisse im W204, die von den Elefantenohrspiegeln herrührt, oder aufgrund eines anderen HMS kam bei mir im W204 nicht das Verlangen nach einem sechsten Gang auf, im Gegensatz zum 211.041 mit der gleichen Fünfgangautomatik, in dem ich mir ab 140 km/h einen solchen zur Senkung der Drehzahl gewünscht hätte. Der Verbrauch für die 200 km Strecke lag bei 11 Litern/100km laut BC, wobei der Wagen flott bewegt wurde.
Fahrwerk und Lenkung
Die Lenkung ist für einen Mercedes schon unverschämt direkt und erfordert einige Umstellungen. Dennoch ist ein ausgezeichneter Geradeauslauf vorhanden, wobei darauf zu achten ist, das Lenkrad möglichst gerade zu halten. Selbst kleinste Bewegungen des Lenkrades finden ihre präzise Umsetzung auf die Straße. Beim Lenken in niedrigen Tempi vermisst man die Parameterlenkung, deren Fehlen bei der C-Klasse aber noch verschmerzt werden kann. Das Fahrwerk ist eine reine Sensation. Einerseits ist es sehr straff und liegt selbst bei hohen Geschwindigkeiten noch absolut stoisch auf der Fahrbahn. Man hat das Gefühl der Wagen frisst sich in den Asphalt ein. Auf der anderen Seiten ist es immer noch komfortabel und federt die meisten bis zu mittelgroßen Unebenheiten der heutigen Fahrbahnen weg. Einziges Manko sind an sich größere Querrillen, die der Elegance relativ trocken an seine Insassen weitergibt.
Innenraum/Verarbeitung
Das Innenraumambiente ist leider nicht berauschend. Viele Elemente wirken lieblos plaziert, beim Drücken der Schalter der Sitzheizung knarzt die ganze Mittelkonsole, der Lärmpegel ab 140 km/h ist vermutlich wegen der großen Spiegel zu hoch, das Platzangebot ist C-Klasse-typisch. Die Beifahrersonnenblende schlägt beim Fahren vernehmbar gegen den Dachhimmel. Mit dem kleinen Radio 20 kommt im schwarzen Innenraum wenig Stimmung auf. Es bietet sehr wenig Möglichkeiten. Außer Radio- und CD-Betrieb hat das Gerät keine weiteren Funktionen. So wirkt der Drehschalter an der Armlehne überdimensioniert, denn für nur drei Menüs wäre man mit konventioneller Bedienlogik mindestens genauso gut gefahren. Die Soundqualität ist überzeugend. Die tolle Lichtgestaltung des W211 mit Ambiente-Licht wurde leider nicht in den W204 „heruntergereicht“ und weicht einem tristen Einheitsschwarz. Die Sitzanlage ist deutlich weniger sesselhaft, aber immerhin funktionell. Das normale Halogenlicht ist nicht zu empfehlen, die Leuchtweite ist nämlich viel zu gering und der Lichtkegel auch nicht sonderlich hell.
Fazit
Was also ist der W204? Ein schnelles, von außen sehr trendig aussehendes Fahrzeug, welches in Puncto Fahrwerk und Lenkung neue Maßstäbe setzt (für den W212 darf die Lenkung ruhig wieder ein wenig indirekter werden). Denn im Gegensatz zum 3er BMW ist der Mercedes in jeder Situation ausgesprochen komfortabel. Leider ist angesichts dieser Meilensteine der Innenraum ein wenig vernachlässigt worden. Persönlich würde ich zu einer Kombination aus Leder und farbigem Armaturenbrett und zum Comand APS raten, was den Innenraum deutlich aufwerten sollte. Ein würdiger Nachfolger für den W203 ist er allemal, denn er kann vieles besser und macht trotzdem nichts wirklich schlechter.