Problem Umluftsteller C200K, meine Lösung
Hallo allerseits,
das besagte Thema "quälte" mich nun auch vor über einem Jahr. Da es offensichtlich dutzende Fahrer der Fahrzeuge betrifft, hier die Lösung:
Wie bei allen passierte folgendes: Plötzlicher Leistungsverlust und keine Kontrolllampe an. Folglich bin ich zu meiner Werkstatt gefahren, Problem geschildert, Diagnose durchgeführt und logischerweise nichts gefunden. Es war keine Störung in Protokoll zu finden. Der Meister meinte, dann könne es ja nur noch an externen Komponenten Fehler geben, sprich vielleicht ein undurchlässiger Luftfilter oder Kraftstofffilter oder, oder oder... Nachdem das alles getauscht worden war und die Leistung immer noch nicht wieder bereit stand, wurde provisorisch der Luftmassenmesser ausgetauscht, dann wurde es auf den Kat geschoben, und als ich dann mal komplett ohne Auspuff vom Betriebsgeläde der Werkstatt gefahren bin, weil die sich weigerten, das Fahrzeug ohne Auspuff zu bewegen (ich sollte nämlich einen neuen Kat eingebaut bekommen (und ich wollte vor dem großen Geldausgeben erst einmal wissen, ob das Auto denn ohne Kat bessere Leistung bringt)); fuhr das Fahrzeug ohne Kat bescheiderner als zuvor. Dann meinte der Meister, es könne ja nur noch an der Motorelektronik liegen... Er wollte ein neues Motorsteuergerät bestellen. Ich habe dann dankend abgelehnt und alles wieder zusammenschrauben lassen.
Ich hatte vorher den Tipp eines guten Bekannten, welcher normalerweise Baumaschinen repariert, aufgegriffen, und den Meister gefragt, ob sie mal den Ladedruck gemessen hätten. Als Antwort erhielt ich:"Da haben wir keine Apparaturen für". Ich als eigentlicher Laie hab das mal so zur Kenntnis genommen, das Fahrzeug mitgenommen und auf der Rücktour besagten Baumaschinenmechaniker kontaktiert. Der wunderte sich über so viel Inkompetenz einer autorisierten Mercedes-Benz-Niederlassung und bat mich, unmittelbar zu ihm zu kommen. Was dann passierte, fand ich ziemlich witzig, denn er hatte eine "Apparatur" zum Messen des Ladedrucks: Ein gewöhnliches Heizungsmanometer von 0-5 bar, herunteradaptiert auf einen kleinen Luftschlauch. Im Motorraum hat er dann rund drei Minuten die Luftführung kontrolliert, fand dann einen Überdruckschlauch hinter dem Kompressor im Durchmesser seines Manometers, schnitt den durch und machte einfach ein T-Stück drauf. Das Manometer wurde durch das offene Fenster auf den Beifahrersitz gelegt und dann eine kurze Probefahrt gemacht. Nach nur zweihundert Metern und einer kontinuierlichen Anzeige von 0 Bar auf dem Druckmesser war klar, dass der Ladedruck vom Kompressor vollständig fehlte. Also nahm er so ein kleinen Handheldtester, schloss den an die OBD-Schnittstelle an und initialisierte einfach die Umluftklappe neu. Die klappterte ein paar mal hin und her, dann wurde das Fahrzeug wieder gestartet. Zwei Minuten später fuhren wir mit passendem Ladedruck auf dem "Heizungsmanometer" und voller Leistung Richtung Autobahn. Peinlich für die Werkstatt... Das Manometer wurde nach der Rückkehr ausgebaut und der durchtrennte Schlauch einfach wieder verbunden.
Dann lief das Fahrzeug monatelang ohne Probleme. Als es dann wieder kälter wurde, trat der Fehler jedoch wieder auf. Ich habe mir dann im Netz einen gebrauchten Umluftsteller bestellt, denn ein Neuer sollte 580 Euro kosten. Dumm war nur, dass der angebotene Umluftsteller sich bei der Lieferung leider als eine Drosselklappe entpuppte. Der Unterschied: die Dinger arbeiten um 90° versetzt, sprich die Drosselklappe ist ohne angelegte Spannung geschlossen und die Umluftklappe ist ohne Spannung am Elektromotor offen. Da mir die Drosselklappe nichts nutzte, habe ich die spaßeshalber mal komplett zerlegt. Was da drin ist, ist einfachste Mechanik sowie popelige Elektrik. Ein kleiner Motor mit Zahnrad, welches wiederum über ein zweites Zahnrad die Welle der Klappe betätigt. Weiterhin sind auf dem Zahnrad zwei Schleifer von gegenläufigen Potentiometern (500 Ohm je Poti als Stellungsrückmeldung) mit offenen Kohlescheifbahnen, welche sich auf einer kleinen Platine befinden, angeordnet. Je nach Stellung der Klappe geben die Potis also eine gegenläufige Signalspannung Richtung Motorsteuerung. Da das System so einfach und simpel konstruiert und mein Forscherdrang geweckt war, habe ich meinen Umluftsteller auf der Stelle ausgebaut und in alle Einzelteile zerlegt (mit den Krallen, die das Gehäuse zusammenhalten, liegt man bei den Einzelteilen unter einem Dutzend, also fast gar nichts).
Dann fand ich auf den Schleifbahnen der Potis ein paar Ablagerungen (wo sie auch immer herkommen mögen...), welche ich mit einem Wattestäbchen und ein wenig Nagellackentferner beseitigt habe. Dann habe ich noch die Schleifkontakte vorsichtig auf gleiche Art und Weise gereinigt und wieder alles zusammengebaut. Der Arbeitsaufwand inklusive Ausbau für mich als Nichtfachmann (eigentlich bin ich Elektromeister) betrug grade mal rund eine Stunde. Weitere 30 Minuten später saß das Ding wieder an seinem Platz und die Luftführungen waren alle wieder zusammengefügt. Und siehe da, Klappe resettet (geht tatsächlich mit der einen Minute warten) und Fahrzeug gestartet. Von Zeit und Stunde an läuft das Ding wie ein Uhrwerk.
Die Werkstattrechnung von knapp 400 Euro wurde mir übrigens vom Inhaber der Niederlassung nach meiner Meinungsäußerung über so viel Inkompetenz zum Stundenlohn von fast 80 Euro erlassen. Lediglich den Luftfilterwechsel, den Kraftstofffilter und den Arbeitslohn zum Wechseln beider Komponenten habe ich bezahlt, da die sowieso beim nächsten Service fällig geworden wären...
Nun kommt noch der Kommentar des Baumaschinenmechnikers: Die Auotmechaniker in den Werkstätten mit Hightech-Equipment können heutzutage keine Fehler finden, wenn sie nicht irgendwo in einem Protokoll im Klartext ausgegeben werden. Bei Baumaschinen hat man keine OBD-Schnittstelle, da muß man sich zu helfen wissen...
Achso: Der Mensch ist übrigens grade mal Mitte zwanzig....