Sippi
Mercedes-Freischalter
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Bei Tempo 200 bremste das Auto plötzlich selbsttätig ab
Mercedes-Fahrer berichten über ihre Ärgernisse mit der E-Klasse und ihre Versuche, das Fahrzeug zurückzugeben
Kinderkrankheiten, Montagsautos: Die seit Anfang 2002 ausgelieferte Mercedes-E-Klasse scheint stärker als andere Modelle und Marken von Elektronikproblemen heimgesucht zu werden. Dies zeigen etliche Fälle, denen unsere Redaktion nachgegangen ist:
Ralf Heun aus Limburg hat seinen E 270 CDI im Juli 2002 gekauft. Bis Januar 2004 brachte er es damit auf 44 Werkstattaufenthalte (einschließlich Inspektionen). Dreimal nahm er einen Abschleppdienst in Anspruch. An seinem Fahrzeug gingen folgende Elemente kaputt (zum Teil mehrfach): Klimaelektronik, Druckschlauch Treibstoffzufuhr, Keilriemen locker, Injektoren, Heizungssteuerung, Fußraumbeleuchtung, Radio-, Freisprech- und CD-Wechsler-Kombigerät, Steuergerät für die Instrumententafel, Druckregelventil für die Dieseleinspritzung, Turbolader, Scheibenwischer, Servolenkung, Xenon-Scheinwerfer, Navigationssystem. Im Februar 2004 hat er sein Auto zurückgegeben.
Ganz ähnlich klingt die Odyssee von Jörg Carda aus Berlin. Mit seinem 270 CDI war er seit dem Kauf im Januar 2003 mehr als ein Dutzend Mal in der Werkstatt. Auch bei ihm streikten nahezu alle elektronischen Geräte mehrfach. Ob Radio, Telefon, Beleuchtung, Multikonturensitz, Lüftung, Heizung oder Turbolader: Immer wieder verweigerte ein Teil den Dienst. Weil er sich mit seiner Niederlassung nicht über die Fahrzeugrücknahme einigen konnte, reichte er im November 2003 Klage beim Landgericht Stuttgart ein. Bei der Verhandlung am 13. Mai 2004 kam es zu keiner Einigung über den Wandlungspreis. Nun soll ein Gutachter prüfen, ob die mannigfaltigen Probleme immer auf dieselbe Ursache zurückzuführen sind.
Eine lange Leidensgeschichte hat der Berliner Taxifahrer Fatih Akyürek hinter sich. In gut einem Jahr fiel an seinem 200 CDI insgesamt 26-mal das Abblendlicht aus. Das Audio- und Navigationssystem streikte dreimal, der Motor mehrmals. Sprachfunkfehler, selbsttätig öffnende Schließfächer, eine defekte Heizung und ein nicht schaltendes Automatikgetriebe erschwerten seinen Berufsalltag. Zurzeit bemüht er sich auf juristischem Wege um eine Rücknahme des Autos.
Relativ problemlos hat der Münchner Thomas Prause seinen ersten 320 CDI zurückgeben können - nachdem das Glasdach trotz dreimaliger Reparatur immer noch undicht war. Doch auch an seinem zweiten Fahrzeug gleichen Typs hatte er wenig Freude. Weil die Probleme mit dem Soundsystem nicht in den Griff zu bekommen waren, hat Mercedes nach juristischem Hickhack nun einer erneuten Wandlung zugestimmt. Trotzdem ist Prause, wie viele andere Fahrer auch, immer noch ein großer Fan der neuen E-Klasse: "Das eigentliche Problem ist nicht das Auto, sondern die Werkstatt, die die Fehler oft lange ignoriert."
Auch Arash Asadi aus Lüdenscheid hat sich über das "Benehmen in der Werkstatt" geärgert. Seit er im August 2003 einen 270 CDI gekauft hat, schlägt er sich mit dröhnenden Lautsprechern herum. Aussagen wie "das Auto ist kein Konzertsaal" bringen ihn angesichts eines Kaufpreises von 50 000 Euro auf die Palme. Als ihn der Kundenberater bat, wegen des Problems nicht mehr anzurufen, hat er im März einen Brief an Konzernchef Schrempp geschrieben. Die förmliche Antwort, sein Auto sei doch in einem einwandfreien technischen Zustand, hat ihn erneut erzürnt. Nun will er die Rücknahme des Fahrzeugs einklagen: "Es ist nicht schön, dass ich diesen Weg gehen muss."
Schlechte Erfahrungen mit seinem Autohaus hat auch Joachim Frank (Ebersbach/Fils) gemacht. Dort hat er, nach mittlerweile rund 50 Werkstattbesuchen und zwölf Abschleppaktionen innerhalb eines Jahres, nach eigenen Angaben mittlerweile Hausverbot. Ohne Erfolg war immer wieder versucht worden, die Ursache für die mehrmaligen Zusammenbrüche der Energieversorgung vor allem bei niedrigen Außentemperaturen zu beheben. Immerhin hat Daimler das Auto inzwischen zurückgenommen, die formelle Wandlung wird derzeit abgewickelt. Die Marke jedoch, so Frank, sei für ihn nach 20 Jahren als Kunde gestorben.
Steffi Wagner aus Kerpen hat ihre Fahrzeugrückgabe bereits vor dem Landgericht Essen durchgeboxt. Innerhalb eines halben Jahres fielen an ihrem 270 CDi unter anderem die Airbags, das Navigationssystem und das Schiebedach aus. Einmal bremste das Fahrzeug bei Tempo 200 auf der Überholspur selbsttätig auf 30 herunter. Sie hat sich darüber geärgert, dass Mercedes bei der Rücknahme auf Zeit gespielt habe.
Der Berliner Anwalt Andreas Böhm vertritt nach eigenen Angaben über 30 E-Klasse-Fahrer in ihrem Bemühen, ihr Mängelfahrzeug wieder zurückzugeben. Auch er hat das Spiel auf Zeit beobachtet. Allerdings, so räumt er ein, sei Daimler in den letzten Wochen häufiger bereit gewesen, die Dinge außergerichtlich zu regeln.
DaimlerChrysler wollte auf Anfrage keine Angaben zu den genannten Fällen und der Zahl der Wandlungen machen.
Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 05.06.2004
Gruß
Sippi
Mercedes-Fahrer berichten über ihre Ärgernisse mit der E-Klasse und ihre Versuche, das Fahrzeug zurückzugeben
Kinderkrankheiten, Montagsautos: Die seit Anfang 2002 ausgelieferte Mercedes-E-Klasse scheint stärker als andere Modelle und Marken von Elektronikproblemen heimgesucht zu werden. Dies zeigen etliche Fälle, denen unsere Redaktion nachgegangen ist:
Ralf Heun aus Limburg hat seinen E 270 CDI im Juli 2002 gekauft. Bis Januar 2004 brachte er es damit auf 44 Werkstattaufenthalte (einschließlich Inspektionen). Dreimal nahm er einen Abschleppdienst in Anspruch. An seinem Fahrzeug gingen folgende Elemente kaputt (zum Teil mehrfach): Klimaelektronik, Druckschlauch Treibstoffzufuhr, Keilriemen locker, Injektoren, Heizungssteuerung, Fußraumbeleuchtung, Radio-, Freisprech- und CD-Wechsler-Kombigerät, Steuergerät für die Instrumententafel, Druckregelventil für die Dieseleinspritzung, Turbolader, Scheibenwischer, Servolenkung, Xenon-Scheinwerfer, Navigationssystem. Im Februar 2004 hat er sein Auto zurückgegeben.
Ganz ähnlich klingt die Odyssee von Jörg Carda aus Berlin. Mit seinem 270 CDI war er seit dem Kauf im Januar 2003 mehr als ein Dutzend Mal in der Werkstatt. Auch bei ihm streikten nahezu alle elektronischen Geräte mehrfach. Ob Radio, Telefon, Beleuchtung, Multikonturensitz, Lüftung, Heizung oder Turbolader: Immer wieder verweigerte ein Teil den Dienst. Weil er sich mit seiner Niederlassung nicht über die Fahrzeugrücknahme einigen konnte, reichte er im November 2003 Klage beim Landgericht Stuttgart ein. Bei der Verhandlung am 13. Mai 2004 kam es zu keiner Einigung über den Wandlungspreis. Nun soll ein Gutachter prüfen, ob die mannigfaltigen Probleme immer auf dieselbe Ursache zurückzuführen sind.
Eine lange Leidensgeschichte hat der Berliner Taxifahrer Fatih Akyürek hinter sich. In gut einem Jahr fiel an seinem 200 CDI insgesamt 26-mal das Abblendlicht aus. Das Audio- und Navigationssystem streikte dreimal, der Motor mehrmals. Sprachfunkfehler, selbsttätig öffnende Schließfächer, eine defekte Heizung und ein nicht schaltendes Automatikgetriebe erschwerten seinen Berufsalltag. Zurzeit bemüht er sich auf juristischem Wege um eine Rücknahme des Autos.
Relativ problemlos hat der Münchner Thomas Prause seinen ersten 320 CDI zurückgeben können - nachdem das Glasdach trotz dreimaliger Reparatur immer noch undicht war. Doch auch an seinem zweiten Fahrzeug gleichen Typs hatte er wenig Freude. Weil die Probleme mit dem Soundsystem nicht in den Griff zu bekommen waren, hat Mercedes nach juristischem Hickhack nun einer erneuten Wandlung zugestimmt. Trotzdem ist Prause, wie viele andere Fahrer auch, immer noch ein großer Fan der neuen E-Klasse: "Das eigentliche Problem ist nicht das Auto, sondern die Werkstatt, die die Fehler oft lange ignoriert."
Auch Arash Asadi aus Lüdenscheid hat sich über das "Benehmen in der Werkstatt" geärgert. Seit er im August 2003 einen 270 CDI gekauft hat, schlägt er sich mit dröhnenden Lautsprechern herum. Aussagen wie "das Auto ist kein Konzertsaal" bringen ihn angesichts eines Kaufpreises von 50 000 Euro auf die Palme. Als ihn der Kundenberater bat, wegen des Problems nicht mehr anzurufen, hat er im März einen Brief an Konzernchef Schrempp geschrieben. Die förmliche Antwort, sein Auto sei doch in einem einwandfreien technischen Zustand, hat ihn erneut erzürnt. Nun will er die Rücknahme des Fahrzeugs einklagen: "Es ist nicht schön, dass ich diesen Weg gehen muss."
Schlechte Erfahrungen mit seinem Autohaus hat auch Joachim Frank (Ebersbach/Fils) gemacht. Dort hat er, nach mittlerweile rund 50 Werkstattbesuchen und zwölf Abschleppaktionen innerhalb eines Jahres, nach eigenen Angaben mittlerweile Hausverbot. Ohne Erfolg war immer wieder versucht worden, die Ursache für die mehrmaligen Zusammenbrüche der Energieversorgung vor allem bei niedrigen Außentemperaturen zu beheben. Immerhin hat Daimler das Auto inzwischen zurückgenommen, die formelle Wandlung wird derzeit abgewickelt. Die Marke jedoch, so Frank, sei für ihn nach 20 Jahren als Kunde gestorben.
Steffi Wagner aus Kerpen hat ihre Fahrzeugrückgabe bereits vor dem Landgericht Essen durchgeboxt. Innerhalb eines halben Jahres fielen an ihrem 270 CDi unter anderem die Airbags, das Navigationssystem und das Schiebedach aus. Einmal bremste das Fahrzeug bei Tempo 200 auf der Überholspur selbsttätig auf 30 herunter. Sie hat sich darüber geärgert, dass Mercedes bei der Rücknahme auf Zeit gespielt habe.
Der Berliner Anwalt Andreas Böhm vertritt nach eigenen Angaben über 30 E-Klasse-Fahrer in ihrem Bemühen, ihr Mängelfahrzeug wieder zurückzugeben. Auch er hat das Spiel auf Zeit beobachtet. Allerdings, so räumt er ein, sei Daimler in den letzten Wochen häufiger bereit gewesen, die Dinge außergerichtlich zu regeln.
DaimlerChrysler wollte auf Anfrage keine Angaben zu den genannten Fällen und der Zahl der Wandlungen machen.
Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 05.06.2004
Gruß
Sippi