Geschichte der Benzindirekteinspritzung - Teil 3

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Otfried

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W 196 R – "300 SLR"

Zu jener Zeit ebenso Populär wie die Formel 1 war die Sportwagen-Weltmeisterschaft.

Dieser Wettbewerb, dessen Weltmeisterschaftläufe eine Mischung aus Straßenrennen {!} und Rundstreckenrennen war, galt als verkaufsfördernd für Straßen-Luxus-Sportwagen. Die Rennen waren in der "großen" Hubraumklasse" die Domäne von Ferrari, Jaguar, Aston Martin und Maserati.
Daimler Benz hatte mit dem W 194 ja bereits im Jahre 1953 an solchen Rennen teilgenommen.
1954 hatte der Vorstand beschlossen, auch an diesem Wettbewerb teilzunehmen.
Auf Basis des W 196 Formel 1 Wagens entstand ein zweisitziger Rennsportwagen, welcher von einem auf 3 Liter vergrößerten M 196 DE 25, nun M 196 DE 30 {M 196/I}, angetrieben wurde. Die 3 Liter Klasse war sehr beliebt, da es sehr leistungsstarke Rennwagen waren, welche jedoch noch "handlich" zu fahren waren. Im Gegensatz zu den Formel 1 Motoren mußten die Triebwerke jedoch offiziell mit handelsüblichem Benzin betrieben werden können. Bei den Rennläufen wurde das handelsübliche Benzin jedoch oftmals mit Benzol und/oder Alkohol gemischt.
Für die Saison 1955 wurde nun auf Basis des W 194/196 Rohrrahmens ein Rennsportwagen entwickelt, der W 196 R, welcher jedoch erst für den wichtigsten Weltmeisterschaftslauf fertiggestellt werden konnte

Der erste Lauf zur Sportwagenweltmeisterschaft waren die 1000 Kilometer von Buenos Aires, als zweiter Lauf die 12 Stunden von Sebring. An beiden Läufen nahm Daimler Benz wie erwähnt nicht Teil, es siegte Ferrari {Enrique Diaz Saenz Valiente und José-Maria Ibanez/"375 Plus" in Buenos Aires und Phil Hill und Carol Shelby {eben jener !}/"750 Monza" in Sebring}.

Das berühmteste Rennen war jedoch die Mille Miglia, ein Langstreckenrennen über ca. 1.600 Kilometer über italienische Landstraßen von Brescia nach Rom und zurück, welches als 3. Weltmeisterschaftslauf zählte. Als Favorit galten, wie in jedem Jahr, Ferrari mit ihrem 5 Wagen – 4 Tipo 118 Le Mans und 446 S und Fahrern wie Umberto Magioli, Counte Paolo Marzotto, Eugenio Castellotti und Piero Taruffi sowie Maserati mit den "300 S".

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Die Überraschung kam aus Stuttgart. Mercedes Benz setzte 4 Fahrzeuge des Typs W 196 R "300 SLR" ein, gefahren von Juan Manuel Fangio, Karl Kling, Hans Hermann und dem Team Stirling Moss/Dennis Jenkinson. Das Rennen wurde zur Legende – in nur 10 Stunden 7 Minuten 48 Sekunden "Durchraste" Stirling Moss die Strecke {Durchschnittsgeschwindigkeit 157.651 km/h !!}! Im Ziel gab Stirling Moss an, ständig von der Angst gejagt worden zu sein, das der Ferrari von Piero Taruffi im Rückspiegel auftauchen würde. {Dieser war jedoch schon Viterbo nach ca. 1.000 Kilometern ausgefallen}.
Den zweiten Platze 2 belegte Juan Manuel Fangio, der erste Ferrari "118 Le Mans2, gefahren von Umberto Magioli belegte den 3 Platz, auf Platz 5 siegte als erster GT ein W 198.043 {"300 SL"}, gefahren von John Fitch, auf Platz 7 beendete ein identisches, von Olivier Gendebien gefahrenes Modell das Renne.
Der Mercedes Erfolg bei diesem legendären Rennen war perfekt.

Für die 24 Stunden von Le Mans, dem 4. Weltmeisterschaftslauf, waren die Wagen sogar mit einer aufklappbaren Luftbremse auf dem Heck ausgerüstet worden. Das Rennen war besonders wichtig, jedoch war mit erheblicher Konkurrenz durch Jaguar mit ihrem extrem schnellen "D" Typ zu rechnen. Ferrari hatte die neuen "376 S" angekündigt, welche von dem monströsen "Tipo 121 Le Mans" unterstützt werden würden.
Die 3 eingesetzten W 196 R wurden von Juan Manuel Fangio/Stirling Moss; Karl Kling/André Simon und Pierre Levege/John Fitch gefahren. Um 18:28 Uhr kam es zur Katastrophe. In Höhe der Boxen wechselte ein Jaguar "D" schnell die Spur, woraufhin Lance Macklin seinen Austin Healey 100/4 nach links zog, genau auf die Spur von Pierre Levege’s R 196 R, welche hier mit > 280 km/h fuhren, 100 km/h schneller als der Healey und diesem genau ins Heck fuhr, woraufhin der Mercedes in die Zuschauertribüne schleuderte.

Als die Katastrophe bekannt wurde – es hatte 80 Tote gegeben – zog Daimler Benz die beiden verblieben Wagen aus dem Rennen zurück. Jedoch wurde das Rennen nicht abgebrochen und gewertet.

Die Überlegungen aus Stuttgart waren, die Saison aufzugeben oder weiterzufahren, Daimler Benz hatte bei dem einzigen zu Ende gefahrenen Renn, der Mille Migila, 8 Punkte erzielt.. Ferrari führet die Wertung mit 18 Punkten an, gefolgt von Jaguar mit 16 und Maserati mit 12 Punkten.
In Stuttgart entschied man sich für die weitere Teilnahme am Motorsport, da die Formel 1 Wagen deutlich in Führung lagen.

Der 5. Lauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft war die "Tourist Trophy" auf der Isle of Man, eine gefährliche Heckengesäumte 12 Kilometer lange Rundstrecke bei Dunrod auf der Isle of Man. Hier ließen die W 196 R keinen Zweifel an ihrer eindeutigen Überlegenheit aufkommen, die 3 teilnehmenden Wagen belegten die ersten 3 Platze, Ferrari brachte den ersten wagen als sechster hinter einem Aston Martin und einem Maserati "300 S" in Ziel.

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Tribünen und Boxen in Cerda – Targa Florio 1955

Um den Titel noch zu sichern, mußte Mercedes Benz den 6. Lauf gewinnen. Dies war die "Targa Florio" eines der härtesten Rennen, welches auf den unbefestigten sizilianischen Bergstrecken der "Madonnie" ausgetragen wurde. Die drei eingesetzten W 196 R wurden von Stirling Moss/Peter Collins; Juan Manuel Fangio/Karl Kling und John Desmond Titterington/John Fitch gefahren.
Stirling Moss durchjagte die Strecke in der 3. Runde mit einem absoluten neuen Streckenrekord von 100.186 km/h !. Bei dem Zieleinlauf standen die W 196 R auf den Plätzen 1 {Moss}, 2 {Fangio} und 4 {Fitch}. Daimler Benz die Sportwagenweltmeisterschaft gewonnen! {Der 2. Platz ging im übrigen an Maserati, welche sich ebenfalls in den beiden letzten Rennläufen deutlich gegen Ferrari durchgesetzt hatten}.

Die Mercedes Benz beendeten ihren Einsatz im Jahre 1955 sehr Erfolgreich – Gewinn der Formel 1 Weltmeisterschaft 1954 und 1955, gewinn der Sportwagenweltmeisterschaft 1955

Im Oktober 1955 verhüllte Rennleiter Alfred Neubauer die "Silberpfeile". Mercedes Benz hatte sich offiziell vom Motorsport zurückgezogen. Über die Ursachen wurde viel spekuliert – fest steht – Daimler Benz hatte gezeigt das Neukonstruktionen schon bei ihrem Debüt Siegreich sein konnten.

Auf Basis des Rennsport-Roadsters R 196 R waren auch 2 Flügeltüren Coupés entstanden, welche die Technik des W 196 R mit der Karosserie des W 198 verbanden. Eines davon benutzte der Leiter der Rennsportabteilung, Rudolf Uhlenhaut, privat. Diese Fahrzeuge werden heute gerne als Ursprung für den C 199 "SLR" gesehen.

Weiter: Geschichte der Benzindirekteinspritzung - Teil 4
 
Das berühmteste Rennen war jedoch die Mille Miglia, ein Langstreckenrennen über ca. 1.600 Kilometer über italienische Landstraßen von Brescia nach Rom und zurück, welches als 3. Weltmeisterschaftslauf zählte. Als Favorit galten, wie in jedem Jahr, Ferrari mit ihrem 5 Wagen – 4 Tipo 118 Le Mans und 446 S und Fahrern wie Umberto Magioli, Counte Paolo Marzotto, Eugenio Castellotti und Piero Taruffi sowie Maserati mit den "300 S".

In Italien galten die heimischen Hersteller als 100%e Siegesanwärter, da Fans nur ihren eigenen Fahrern den Weg freiräumten.
Italienische Autos waren rot lackiert und somit von weitem ausreichend zu erkennen. Ebenso die Engländer(britisch racing green), die Deutschen(silbergrau) und die Franzosen(blau).

In einem der Siegerjahre wurden die Silberpfeile mit roter Lackierung ins Rennen geschickt.
Die italienischen Fanscharen waren damit in der Annahme den Weg für einen ihrer Rennfahrer zu räumen.
Ohne diesen Tick hätten die Silberpfeile keine Chance auf den Sieg gehabt.

Nun gut, das ganze hat nicht unbedingt was mit Benzindirekteinspritzung zu tun - dürfte aber neben der technischen Genialität der MB-Ingenieure auch einiges an Raffinesse aufzeigen.

Gruß
Mike
 
Hallo Mike,

ja, die “Mille Miglia” war seit ihrer Gründung eine rein Italienische, man kann sogar sagen eine Ferrari-Veranstaltung. Das Rennen wurde 24 mal ausgetragen, wovon ein Rennen {1940} ein Rundstreckenrennen über 1000 Kilometer um Brescia war. Alle anderen Rennen gingen von Brescia bis nach Rom und zurück, die berühmtesten auf der Adriaseite nach Rom und durch die Toskana und Emilia über die Pässe zurück. Die ersten Rennen liefen genau entgegengesetzt.

Von 1927 – 1938 gelang nur Rudolf Caracciola 1931 mit einem W 06/M 06 RS {“SSKL”}, der Sieg. Ab 1930 war es die große Zeit der Scuderia Ferrari.
Nach schweren Unfällen 1938 verbot Mussolini diese Rennveranstaltung.

1940 war die Teilnehmerzahl sehr gering, neben den 2 ½ Liter Alfa Romeo blieben BMW 328 sowie besonders zu erwähnen die beiden Auto Avio Construzioni {AAC} 815 !
Es siegte ein BMW.

1947 erfolgt die Wiederaufnahme der Straßen-Langstreckenversion. Dieses erste Rennen nach dem Krieg fand ohne Werksbeteiligungen statt. Es starteten nur Privatfahrer mit ihren Fahrzeugen.
Ab 1948 bis 1957 dann die Ferrari-Zeit. Nur 1954 siegte ein Lancia und 1955 eben Stirling Moss mit dem R 196 R “300 SLR”.

Die Farben stimmen – es fehlt jedoch noch Gelb, Weiß, Weiß-Blau, Dunkelblau, Gelb-Rot, etc.

Caraciollas W 06/M 06 RS war “Weiß” – der “weiße Elefant”, die ehemalige “Deutsche” Rennfarbe.

Der BMW 1940 war Silbern
http://mitglied.lycos.de/oschneider/FB10.jpg
BMW 328 Stromlinien-Coupé – Mille Miglia 1940 {aufgenommen in Fellbach 2003}

Die Mercedes “300 SLR” jedoch starteten nie anders als in Silbern:
http://mitglied.lycos.de/oschneider/W196R_MM03.jpg
Hier der Siegeswagen von 1955, der zweisitzige “300 SLR mit der Startnummer 722 [=Uhrzeit, als der Wagen 1955 in Brescia startete. Es ist das unveränderte Originalfahrzeug, es wurde nur restauriert, da Boris Becker den wagen in die “Botanik” setzte.

Hier “658” {= 6:58 Uhr}, Fangios Wagen von 1955, welcher alleine fuhr
http://mitglied.lycos.de/Tridente/W196R_Vorne.jpg


Die 1952 eingesetzten “W 194” starteten auch in “Silber”, bei den W 198 bin ich mir nicht 100% sicher, da es Privatfahrzeuge waren. Bei dem Wagen von John Fitch bin ich mir nicht sicher – WDB 198.043 55 00233 startete jedoch in “Silbern” ;)

Randbemerkung: Der Sieger von 1950 und 1953 – die “privaten” Ferrari der Grafen Marzotto, starteten immer in Dunkelblau {1950 – “195 S”; 1953 – “340 Mille Miglia”}
 
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