OM642 LS - mysteriöses Verhalten - ohne gespeicherte Fehler

[Heiko88]

Hallo Mercedes Freunde,
ich fahre einen S204 OM642 LS. Mein Wagen verhält sich äußerst merkwürdig. Ich hoffe bei Euch den entscheidenden Hinweis zu bekommen.
Vorweg, im Fehlerspeicher sind keine Fehler hinterlegt. Der Wagen ist nicht leistungsgesteigert. Hat gefühlt volle Leistung. EKAS würde ich daher als gut heißen. AGR und DPF kürzlich erneuert. Auch die Regenerationsintervalle des DPF sind mit 9xx km durchaus okay.

Symptome: Mein Turbolader dreht auch bei niedrigen Drehzahlen hörbar ständig auf und ab. Auch wenn ich mit konstanter Geschwindigkeit (Tempomat) durch die Stadt fahre. Das Verhalten sieht man auch z.B. am Exhaust Backpressure. Der schwankt wild, obwohl die Geschwindigkeit und die Last konstant bleiben. Auch auf der Autobahn ist das Verhalten zu bemerken. Das fühlt sich an als würde der Wagen ständig leicht bremsen und beschleunigen.

Nun gut, jetzt wird es aber wild. Wenn ich die Luftmassenmesser abstecke fährt der Wagen einwandfrei ohne Auffälligkeiten.
Auch der Exhaust Backpressure schwankt dann nicht mehr. Also hatte ich zunächst die LMM im Verdacht.
Das gesamte Ansauggeweih wurde im Jahr 2022 durch ein original MB Teil ersetzt mit samt den Luftmassenmessern (LMM).
Weiter habe ich die Spannungen der LMM mit einem Multimeter geprüft. Ich habe zwar keine Sollwerte, jedoch zeigen der linke und rechte LMM die gleichen Spannungswerte. Deshalb habe ich die LMM als gut befunden.

Nun habe ich die LMM wieder angesteckt und dafür den Ladeluftdrucksensor (der direkt am Luftfilter sitzt) abgesteckt. Auch jetzt läuft der Wagen einwandfrei ohne Auffälligkeiten. Ich habe mir dann die Livedaten des Ladeluftdrucksensors angeschaut. Der hat Heute etwa 970 mbar angezeigt ohne zu schwanken. Also das sieht auch sehr vernünftig für mich aus.

Nun bin ich ratlos. Scheinbar muss das Abstecken der LMM und/oder das Abstecken des Ladeluftdrucksensors dazu führen, dass der Wagen auf hinterlegte Kennlinien zurückgreift welche die Messwerte eines Sensors umgehen/ignorieren. Die Luftmassenmesser und der Ladeluftdrucksensor würde ich auf Grund meiner Untersuchung ausschließen.

1. Eine Undichtigkeit nach dem Turbolader z.B. an den Krümmern müsste ja immer zu Problemen führen. Auch wenn die LMM abgesteckt sind?
2. Eine Undichtigkeit zwischen LMM und Turbo erscheint logisch. Allerdings habe ich erst im Herbst originale MB Dichtungen eingesetzt am Übergang zum Turbo und an dem Schlauch von der Kurbelgehäuseentlüftung. Hier bin ich mir ziemlich sicher, dass alles sitzt und dicht ist.
3. Welche Sensoren werden den noch ignoriert/ausgehebelt, wenn die LMM oder der Ladeluftdrucksensor abgesteckt werden? Vielleicht bringt mich das auf die richtige Spur.

Ergänzung: Ich habe mir Heute auf Verdacht eine neue Lamdasonde bestellt. Aber ich wüsste nicht warum die mit LMM Probleme macht und ohne LMM einwandfrei funktioniert...

Ich freue mich über jede Form der Beteiligung und Anregung.
Beste Grüße
Heiko

 

[Heiko88]

Ich habe Heute die Spannungen am Luftmassenmesser (LMM) nochmal systematisch durchgemessen.
Von jedem LMM gehen vier Kabel weg.
1. rotes Kabel
2. schwarz/braunes Kabel
3. grün/gelbes Kabel
4. blaues Kabel
Folgende Werte konnte ich messen mit installiertem Stecker (also der Stecker war im LMM installiert. Ich erwähne das hier, weil wenn man im Stecker misst wenn dieser nicht am LMM aufgesteckt ist, weichen die Spannungen ab):

Beifahrerseite:
Zündung an, rot - blau, 9.68 V
Zündung an, blau - schwarz/braun, 0 V
Zündung an, blau - grün/gelb, 0 V
Zündung an, rot - grün/gelb 9.20 V
Motor an, rot - grün/gelb, 11.86 V
Zündung an, rot - schwarz/braun, 12.23 V
Motor an, rot - schwarz/braun, 14.65 V
Zündung an, grün/gelb - schwarz/braun, 2.95 V
Motor an, grün/gelb - schwarz/braun, 2.90 V
1500 u/min im Stand, grün/gelb - schwarz/braun, ~ 2.90 V

Fahrerseite:
Zündung an, rot - blau, 9.68 V
Zündung an, blau - schwarz/braun, 0 V
Zündung an, blau - grün/gelb, 0 V
Zündung an, rot - grün/gelb 9.12 V
Motor an, rot - grün/gelb, 11.74 V
Zündung an, rot - schwarz/braun, 12.15 V
Motor an, rot - schwarz/braun, 14.65 V
Zündung an, grün/gelb - schwarz/braun, 3.0 V
Motor an, grün/gelb - schwarz/braun, 3.0 V
1500 u/min im Stand, grün/gelb - schwarz/braun, ~ 3.0 V

Ich denke das interessante Kabel welches das relevante Signal transportiert ist das grün/gelbe Kabel.
Zwischen rechtem und linken LMM messe ich jeweils zwischen dem grün/gelb - schwarz/braunen Kabel
2.90V bzw. 3.0B. Also 0.1 V Unterschied.
Kann das schon zu solchen Problemen führen? Mein Bauchgefühl sagt nein.
Insbesondere weil der Unterschied durchaus auch durch einen höheren Widerstand bei der Messmethode erklärt werden könnte.
Ich habe nämlich kleine Nähnadeln von hinten in die Steckerbuchsen geschoben und daran meine Multimeter-Pole gehalten.

Die Messung bestätigt jedenfalls meine gestrige Aussage, nämlich das die LMM sehr wahrscheinlich nicht defekt sind.
Bleibt die Frage warum der Wagen läuft wie ein Sack voll Nüsse wenn die LMM und der Ladeluftdrucksensor installiert sind
und der Wagen einwandfrei läuft, wenn einer der Stecker abgezogen ist!?

 

[Heiko88]

Wenn ich eine Leckage im Ansaugtrakt hätte, müsste der Motor auch schlecht laufen wenn die Ersatzwerte für das Luftvolumen verwendet werden, oder nicht?

Mir stellt sich nach wie vor die Frage warum der Wagen läuft wie ein Sack voll Nüsse, wenn die LMM und der Ladeluftdrucksensor installiert sind und der Wagen einwandfrei läuft, wenn einer der Stecker abgezogen ist!?

Welche Sensoren werden noch außer Kraft gesetzt bzw. nicht verwendet, wenn die Ersatzwerte für das Luftvolumen verwendet werden?
Wie schaut es den mit der Lamdasonde aus? Diese misst ja zunächst den Restsauerstoffgehalt im Abgas. Werden diese Werte noch benötigt, wenn die Ersatzwerte verwendet werden?

Eine neue Lamdasonde ist bereits bei mir. Diese werde ich voraussichtlich am Osterwochenende einbauen können.

 

[Heiko88]

Kurzes Update: Habe am Wochenende noch keine Lamdasonde eingebaut. Hat zeitlich nicht hingehauen.

Jetzt am Wochenende mache ich allerdings die Lamdasonde, neue Luftfilter und einen neuen Dieselfilter.
Außerdem habe ich mir einen schwenkbaren Teleskopspiegel gekauft um z.B. Ansaugschläuche zu inspizieren.
Damit mache ich mich auch mal auf die Suche nach potentiellen Lecks.

 

[Heiko88]

So ich führe meinen Monolog fort. Am Wochenende habe ich Dieselfilter und Luftfilter gewechselt. An der Lamdasonde bin ich vorläufig gescheitert. Im eingebauten Zustand (DPF im Fahrzeug installiert) sind die Platzverhältnisse sehr bescheiden. Ich hatte es von oben und unten probiert. Ich hatte mir extra einen Lamdasonden-Stecknuss SW22 dafür gekauft. Diese passt auch. Allerdings konnte ich meine Ratsche dann nicht mehr ansetzen. Absolut keine Chance. Den DPF ausbauen war keine Option, weil das eine rießen Arbeit ist.
Ich habe mir deshalb jetzt noch einen Hahnenfußschlüssel in SW 22 bestellt. Damit wage ich es am kommenden Wochenende erneut.

 

[Heiko88]

Mit dem Hahnenfußschlüssel und einer Ratsche konnte ich die Lamdasonde lösen. Das Rausdrehen und das Installieren der neuen Lamdasonde war aber echt ein Upfuck. Nach jeder halben Gewindeumdrehung, musste ich das Kabel mit dem Stecker oberhalb der Lamdasonde vorbeiführen. Schlussendlich habe ich es aber geschafft. Verbesserung bzgl. meiner Symptomatik ist allerdings nicht eingetreten.

Nun habe ich festgestellt, dass vor dem Turbo eine kleine Ölllache steht und das Ansauggeweih ölig ist.
Auf Grund dessen habe ich die Kurbelgehäuseentlüftung getauscht. Auch dieser Austausch ist nicht ganz ohne, weil man an die Schrauben nur mit einer sehr kleinen Ratsche rankommt. Schlussendlich hat aber alles gut geklappt.

Am Wochenende werde ich das Ansauggeweih erneut deinstallieren und prüfen, ob wieder eine Öllache da ist. Falls nicht, war die Kurbelgehäuseentlüftung tatsächlich verschlissen. Wenn also keine neue Ölpfütze auftritt, werde ich die LMM tauschen.

To be continued...