Das richtige Motorenöl für Oldtimer
Einfach an der Tankstelle Öl kaufen und nachfüllen? Für Youngtimer ist das kein Problem. Viele Klassiker vor 1965 zeigen sich jedoch wählerisch in ihrem Ölappetit – ein Ratgeber.
Wer sich wenig Gedanken um den Lebenssaft seines Klassikers macht, riskiert schon bald einen Motorschaden. Spezielle Oldtimer-Motorenöle, nach bestimmter Rezeptur raffiniert und in Kleinserie abgefüllt, sind kein Marketinggag der Ölindustrie.
Blaue Ölfahne vermeiden
Denn erstens sind für Klassiker geeignete Motorenöle eher billiger als vollsynthetische High-Tech-Raffinate. Zweitens brauchen betagte Motoren, vor allem solche mit hoher Laufleistung, anderen Materialien für Kurbelwellenlager und Dichtungen, ein besonderes Motorenöl, das sie thermisch entlastet, dicht hält, sie leistungsfähiger und langlebiger macht.
Obendrein sollte es auch noch den Ölverbrauch senken und zumindest bei einem Viertakter die blaue Ölfahne beim Starten, Schalten und Herunterbremsen vermeiden. Moderne dünnflüssige Synthetik-Öle sind für Oldtimermotoren generell nicht geeignet.
Finger weg vom Vollsynthetik-Öl
Denn dünnes Öl erreicht zwar schnell die stets benachteiligten Schmierstellen im Zylinderkopf, die Kipphebelwellen und Nockenwellenlager, aber es bildet gerade bei hohen Temperaturen keinen ausreichenden Schmierkeil in den Kurbelwellen- und Pleuellagern. Deshalb Finger weg vom Vollsynthetik-Öl selbst bei Youngtimern vor Baujahr 1980. Es wurde für Motoren mit modernen Werkstoffen, engen Fertigungstoleranzen und langen Ölwechselintervallen konzipiert.
Restaurierung/Technik
Technik: Das richtige Motorenöl für Oldtimer
Teilsynthetisches Mehrbereichsöle geben sich im beigemischten Additiv- und Polymercocktail deutlich zahmer. Sie können bedenkenlos in modernere Motoren ab etwa 1970 gefüllt werden, sind also voll Youngtimer-kompatibel.
Wechsel im Herbst
Verbrauchtes Öl ist schwarz und von Schmutzpartikeln durchsetzt, hat sein Viskositätsspektrum bei Mehrbereichsölen stark eingebüßt und enthält aggressive Säuren aus dem Verbrennungsprozess. Deshalb sollte man es bei Oldtimern im Herbst wechseln, damit seine aggressiven Substanzen nebst Kondenswasser nicht den Winter über monatelang auf die Metalloberflächen einwirken können.
Wegen fehlenden Filters sind Vorkriegsautos auf unlegierte Motorenöle angewiesen. Das sind einfache Einbereichsöle verschiedener Viskositäten von SAE 50 bis 20, ohne Reinigungsadditive. Sie würden Schmutzpartikel, Ablagerungen und vorhandenen Ölschlamm samt Metallabrieb lösen und im Ölstrom zirkulieren lassen.
Öl wie Sandpapier
Das Öl würde dann wie Sandpapier auf die Metalloberflächen einwirken. Anders ist es bei instandgesetzten Vorkriegsmotoren ohne Ölschlammrisiko. Die lassen sich mit einem mild legierten Einbereichsöl fahren. Dabei sollte man kein zu dünnes Öl nehmen, weil Winterbetrieb bei Oldies meist entfällt.