Noch mal warmfahren

Diskutiere Noch mal warmfahren im Forum Motor, Antrieb & Tuning im Bereich Technik - @ Ottfried und alle anderen Motorcracks in diesem Forum: Wir hatten das Thema warmfahren zwar schon ein paar mal hier durchgekaut, trotzdem...
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MarkusCLK

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A208 CLK 230 K
@ Ottfried und alle anderen Motorcracks in diesem Forum:

Wir hatten das Thema warmfahren zwar schon ein paar mal hier durchgekaut, trotzdem hier noch ein paar konkrete Fragen:

Klar, Vollgas erst, wenn das Motoröl seine Betriebstemperatur hat, aber bis dahin:
Welche Geschwindigkeit maximal? welche Drehzahl maximal?

In meinem Fall konkret:

CLK 230 Kompressor (W208) Bj 08-99, 193 PS

fahre viel autobahn, schnellstrasse liegt direkt vor der haustür. Folgendes Vorgehen zu empfehlen?
Ca. 15km max 120 km/h, konstant mit Tempomat, entspr. 2500 U/min im 5. Gang. Danach beschleunige ich mehr...

Reicht das oder "noch zu schnell" zum motorschonenden warmfahren?

Mit besten Sterngrüssen, Markus
 
Hallo Markus,

so pauschal und km bezogen kann man das sicher nicht sagen. Die Thematik an sich ist folgende (ist hier aber auch schon mal diskutiert worden):

Wenn Du Dir einen Kolben, der sich mehr als tausend mal pro Minute im Zylinder auf und ab bewegen muss, mal genauer ansiehst, wirst Du feststellen das dieser nicht symmetrisch ist, da an der Unterseite in den Lagern die Pleuelstange befestigt ist.

Wenn der Kolben kalt ist, ist er auf Grund der Wärmeausdehnung nicht ganz rund. Er ist so konstruiert, das er erst bei seiner Betriebstemperatur seine ideale Form erreicht.

Da verschiedene Materialien unterschiedliche Wärmeausdehnungen haben, werden Kolben heute so gebaut, das sie aus unterschiedlichen Materialen bestehen. Diese sind so angeordnet, das der Kolben auch in kaltem Zustand sich in eine nahezu ideale Form „verbiegt“. Aber halt nur nahezu Ideal, was eben bis zum erreichen der Betriebstemperatur einen höheren Verschleiß ergibt. Das ist auch der Grund warum Motoren im kalten Zustand immer lauter und unrunder klingen als im warmen Zustand. Gerade im Winter, wenn es einige Grade unter Null sind, klirren die Motoren regelrecht bis sie warm sind. Das gilt natürlich für alle beweglichen Teile und Lager im Motor und Getriebe!

Für den Motor bedeutet das, das man ihn bis zum erreichen der Betriebstemperatur nicht so sehr belasten (z. B. mit viel Gas den Berg hochfahren) und nicht so hoch drehen lassen sollte. Im Winter sollte man den Motor auch nicht im Stand „warmlaufen“ lassen sondern gleich gemächlich losfahren damit der Motor schnell auf seine Betriebestemperatur kommt. Auch Kurzstrecken sind Gift für einen Motor, weil er immer nur in einem Bereich gefahren wird, in dem er nicht richtig warm wird. Eigentlich wäre es viel besser die Öl- und nicht die Wassertemperatur anzeigen zu lassen.

Also ganz normal losfahren, und nicht schon nach 1 km auf der Autobahn auf Vollgas gehen. Wenn die Wassertemperatur ihre Betriebstemperatur erreicht hat, langsam die Belastung steigern, dann kann eigentlich nix schief gehen.

Gruß
Horst
 
Hallo Horst,

die von dir genannten Fakten sind mir bekannt. Aber, was heisst nun "bis zum erreichen der Betriebstemperatur nicht so sehr belasten und nicht so hoch drehen lassen" KONKRET?

Ich hatte deswegen Fahrzeugmodell und Motorspezifikation genannt, um Hilfestellungen für SICHERE Geschwindigkeiten und Motordrehzahlen, die bis zum Erreichen der Ölbetriebstemperatur nicht überschritten werden sollten, erfragt.

Ottfried hatte bereits gepostet, dass Kühlwassertemperatur im Normbereich nicht automatisch bedeutet, dass die Öltemperatur auch im Normalbereich liegt.

Gruss,

Markus
 
Hi Markus,

das ist ja auch richtig. Der Thermostat im Armaturenbrett gibt lediglich die Temperatur des Külmittels an. Dieses erwärmt sich schneller als das Motorenöl. Aufgrund dieser Tatsache sollte man zu Beginn der Fahrt hohe Drehzahlen und Vollgas vermeiden. Geschwindigkeiten zu nennen ist sicherlich unsinnig, da diese je nach gewählter Übersetzung nicht mit der Drehzahl vergleichbar sind. Das Schmiermittel erreicht seine optimale Viskosität erst ab einer Temperatur von etwa 80 °C, die nach einer Fahrstrecke von ungefähr 20km erreicht wird. Auch diese Angaben variieren natürlich je nach verwendeten Schmierstoffen, Umgebungstemperatur etc. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, den Motor zügig warmzufahren und Drehzahlen über 3000 Upm zu vermeiden. Auch steigt die Verschleißneigung bei kräftigem Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen. Bei Fahrzeugen mit automatischem Getriebe lässt sich die Drehzahl nur bedingt beeinflussen, jedoch heben die Automaten bei kaltem Triebwerk den Schaltpunkt an, so dass, insbesondere im Hinblick auf den Katalysator, die Betriebstemperatur schnell erreicht wird. Oftmals lassen sich im täglichen Betrieb optimale Bedingungen sicherlich nicht herstellen. Dass ausschließlich diese Faktoren für eine lange Lebenserwartung verantwortlich sind erscheint in Betracht der vielen Fahrzeuge mit hoher Laufleistung eh fragwürdig.
 
Hallo Markus,

>Ottfried hatte bereits gepostet, dass Kühlwassertemperatur im
>Normbereich nicht automatisch bedeutet, dass die
>Öltemperatur auch im Normalbereich liegt.

Habe ja auch geschrieben das es eigentlich viel besser wäre, die Öl- und nicht die Wassertemperatur anzeigen zu lassen.

Mark hat es noch mal sehr schön formuliert. Mehr gibt es eigentlich kaum zu sagen.

Gruß
Horst
 
Hallo zusammen,

in den obigen Antworten wurde ja schon das meiste gesagt. Man kann natürlich keine genaue Drehzahl nennen, da die Kolbengeschwindigkeit ausschlaggebend ist, welche von der Auslegung des Motors bestimmt wird.
Bei den meisten heutigen Fahrzeugen wird die Öltemperatur ohnehin nicht angezeigt.

Für den M 111 E 23 ML sehe ich als Drehzahlgrenze bei kaltem Motor 3.000 U/min, bei erreichen der Kühlmittelbetriebstemperatur vielleicht 4.000 U/min.{Höchstdrehzahl 5.800 U/min des Motors}. Bei dem manuellen 6-Gang Getriebe läuft der Wagen schon ca. 160 km/h.
Wie erwähnt sollte man „kalte" Motoren nicht bis an die zulässige Drehzahlgrenze und nicht „voll" beschleunigen. Schädlich ist natürlich für jeden Kaltstart die unterschiedliche Wärmedehnung verschiedener Bauteile sowie das unterschiedliche Erwärmen verschiedener Regionen im Motor - „tödlich" kann das auch bei einem Motor mit Öl-/Kühlmittel im optimalen Betriebsbereich sein, welcher thermisch falsch ausgelegt ist.
Zur Erläuterung: Graugus-Motorteile {i.e. Block, ATL} haben eine andere Wärmedehnung als Alu-Gußteile {i.e. Zylinderköpfe}, weswegen zwischen solchen Bauteilen „Bewegung" besteht, welche zu Undichtigkeiten und folgenden defekten führen kann.
 
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