George schrieb:
das passt alles vorn und hinten nicht...
Hier gibt's mehr. Ein Grund warum das jetzt im Netz rumschwirrt, ist das man bei MB ziemlich sauer ist auf Bosch. Man erinnere nur es ist ja nicht das erste Mal, also Blaupunkt COMAND, SBC usw.
Autohersteller sind sauer auf Hightech-Zulieferer Bosch und Motorola
Die liefern schlechte Qualität, aber wir bekommen die Prügel“
Nicht wir haben Qualitätsprobleme, sondern die Firma Bosch“, schimpft ein führender Manager eines deutschen Premium-Automobilherstellers. Sichtlich sauer verweist er auf die nicht wahrgenommene Verantwortung“ des Zulieferers, der immer in Deckung geht, wenn wir in den Medien wegen mangelnder Qualität verprügelt werden“. Dabei werde in der Wahrnehmung für die Autokunden nicht differenziert. Wenn es in der Überschrift heißt, die deutschen Hersteller lägen in der Kundenzufriedenheit wieder mal hinter den Japanern, fragt doch keiner, warum.“ Es sei an der Zeit, diese Wahrnehmung zu verändern. Wir nennen jetzt Namen und Hintergründe“, zürnt der Manager. Die liefern schlechte Qualität, aber wir bekommen die Prügel.“
Das hat es so noch nie gegeben: dass die Verärgerung über schlechte Zuliefererqualität so offen ausgesprochen wird. Zwei Unternehmen sind dabei besonders in die Kritik geraten: die Firma Bosch und der Chiphersteller Motorola. Lob gibt es dagegen für die Zulieferer Infineon und Continental, die sich sehr engagieren, nicht nur innovativ zu sein, sondern auch zuverlässig, wenn es um Qualität geht“. Bei beiden Zulieferern hat der Ex-BMW-Entwicklungsvorstand Wolfgang Ziebart die guten Beziehungen zu den Autoherstellern gepflegt; er weiß, wie wichtig Qualität ist. Erst hatte er bei Conti als Chef der Automotive-Sparte mit eisernem Besen durchgekehrt und Qualität durchgesetzt, jetzt versucht er bei Infineon als Vorstandsvorsitzender des Münchner Chip- und Elektronikherstellers die schon bislang erfolgreiche Autosparte weiterzuentwickeln.
Ein verärgerter deutscher Automobilhersteller hat nun die Firma Bosch in Regress genommen. Bosch muss sich an den Kosten für Garantie- und Rückrufmaßnahmen des Autoherstellers beteiligen. Das ist nur ein kleiner Teil unseres Schadens“, sagt der Automanager. Das wirkliche Problem ist unser Imageverlust. Es wird Jahre dauern, bis wir beim Kunden und in den Medien wieder als Qualitätshersteller anerkannt sind.“ Ernste Probleme gab es bei Bosch jüngst bei Dieseleinspritzsystemen der neuesten Generation und bei der elektrohydraulischen Bremse. Zwar hat Bosch einen dafür Verantwortlichen gefeuert, das Kind war da aber längst im Brunnen ertrunken.
Derweilen wirbt das Unternehmen Bosch mit seinen Innovationen, als habe man sich nichts vorzuwerfen. Dabei ist man sich auf der Stuttgarter Schillerhöhe schon viele Jahre bewusst, dass die gelieferte Qualität nicht den geforderten Ansprüchen genügt.
In einem Brandbrief an die zwölf engsten Führungskräfte (der PS Automobil Report“ vorliegt) schlug der damalige Geschäftsführer und heutige Vorsitzende des Aufsichtsrats, Hermann Scholl - intern F1“ genannt, Nummer eins im Führungskreis -, Alarm. Wenn der Chef eines so großen Zulieferers trotz der sonst unternehmenskulturell üblichen Zurückhaltung knallhart formuliert:
Der Qualitätsstand vieler unserer Erzeugnisse ist unzureichend“ und Sondermaßnahmen zur Qualitätsverbesserung“ fordert, müsste ein solches Schreiben eigentlich wie die berühmte Bombe einschlagen und Konsequenzen haben. Der Brief ist mittlerweile mehr als fünf Jahre alt, aber an Aktualität scheint er nichts verloren zu haben. Und geändert hat sich in Sachen Qualität nach Überzeugung zahlreicher Entwicklungs- und Produktionsfachleute der Autoindustrie so gut wie nichts“.
Ein Manager der Autoindustrie sagt: In unseren Gesprächen mit der Führungsebene bei Bosch finden wir zwar volles Verständnis, doch auf dem Weg in die Umsetzung auf den unteren Ebenen bleiben alle guten Vorsätze in einer Art Lehmschicht hängen.“ Das hat sicher auch Hermann Scholl nicht erwartet, als er auf die ???massive Kritik unserer Kunden, vor allem im Bereich Kraftfahrzeugausrüstung“ verwies. Scholl signalisierte den Führungskräften im eigenen Hause, welche Folgen die schlechte Qualität hat: ???Hier setzen einzelne Kunden (aus der Autoindustrie, d. Red.) bei neuen Lieferabschlüssen verstärkt Wettbewerber ein, d.h., wir verlieren auf mehreren Gebieten Marktanteile wegen mangelhafter Qualität oder müssen außergewöhnlich hohe Preisnachlässe gewähren, um Anschlussaufträge zu erhalten.“
In einer Analyse hatte Scholl ermitteln lassen, wo die Probleme liegen. Der Schwerpunkt der Qualitätsmängel liegt bei neuen Erzeugnissen in der Anlaufphase und im ersten Lieferjahr. Dies führt zu dem Schluss, dass unsere Prozessabläufe in Entwicklung und Fertigungsvorbereitung unzureichend sind. Aber auch Qualitätsmängel, häufig aus trivialem Anlass, bei Erzeugnissen, die bereits seit längerer Zeit gefertigt werden, führen zu einer Verärgerung unserer Kunden.“ Manchmal trügen gleich mehrere Geschäftsbereiche in unterschiedlichen Feldern zur Verärgerung der Autohersteller bei. ???Erinnert sei hier nur an den Anlauf des Alfa 156, an aktuelle Qualitätsprobleme bei PSA, GM/Opel und Volvo.“ Ein Großteil der Mängel sei bei Anwendung der vorgesehenen Instrumentarien vermeidbar, schrieb Scholl seinen Führungskräften ins Stammbuch. Unsere Kunden bringen ein gewisses Verständnis auf für Qualitätsprobleme im Zusammenhang mit anspruchsvollen Neuentwicklungen, keineswegs jedoch für häufig auftretende Routinefehler.“
In der Bosch-Kultur müssen solche Vorwürfe, müssen solche Sätze wie Ohrfeigen wirken. Die so gemaßregelte Führungsmannschaft muss sich vorgekommen sein wie ein Schuljunge, der vom Schuldirektor abgewatscht wurde. Im Brief Scholls ging es weiter: Um die derzeit äußerst unbefriedigende Qualitätssituation schnellstmöglich zu verbessern, wurde in der Geschäftsführersitzung vom 26.5.1999 festgelegt, dass Sondermaßnahmen unumgänglich sind.“ Damit sich keiner der Manager der Verantwortung entziehen konnte, forderte Scholl: Die entsprechenden Sondermaßnahmen sollten bald nach dem Brandbrief von allen Verantwortlichen, ???deren vollständige Anwesenheit erwartet wird“, zusammen mit der Geschäftsführung verabschiedet werden.
Der dreiseitige Alarm-Brief Scholls sei mehr als ein Weckruf“ gewesen, sagt ein mittlerweile ausgeschiedener Bosch-Mann. So etwas hatte es nie zuvor gegeben.“ Aber selbst dieser Anlauf, die Qualität wieder in den Griff zu bekommen, habe zu keinem nachhaltigen Erfolg in allen Bereichen geführt.
Es gibt nur einen Autohersteller, der mit der gelieferten Bosch-Qualität zufrieden zu sein scheint: Toyota im fernen Japan. Das hat seinen Grund, wie der Bosch-Statthalter gegenüber PS Automobil Report“ in Tokio freimütig einräumte: Toyota hat uns erst einmal beigebracht, wie Qualität auszusehen hat. Die deutschen Hersteller haben uns längst nicht so gefordert wie die Qualitätskontrolleure von Toyota. Bis dahin wussten nicht einmal unsere Ingenieure, was Qualität eigentlich bedeutet.“ Fakt ist demnach also, dass Bosch A- und B-Qualität liefert. Die A-Qualität geht bei Toyota ans Band. Liegt hier das Geheimnis, dass die Japaner in Sachen Zuverlässigkeit vorn liegen?
Für den Manager eines Premiumherstellers ist dieses Eingeständnis, zweierlei Qualität zu liefern, eigentlich eine Unverschämtheit“. Sie mache deutlich, dass sich Bosch der Situation durchaus bewusst sei. Dass man aber nur dann höchste Qualität liefere, wenn sie vom Kunden auch abgefragt und gefordert werde, ist eine Frechheit“. Ein Autohersteller müsse davon ausgehen dürfen, dass der Zulieferer im eigenen Interesse und aus eigener Verantwortung nur höchstmögliche Qualität liefere. Wenn Bosch nun einräumt, dass die deutschen Hersteller diese Qualität nicht ausdrücklich gefordert haben, dann wirft das ein seltsames Licht auf das Selbstverständnis des Lieferanten Bosch.“
Dass sich in den Autofirmen und Entwicklungsabteilungen immer mehr Groll angesammelt hat, bleibt auch auf der Schillerhöhe nicht verborgen. Wenn wir nicht noch mehr Aufträge verlieren wollen, dann müssen wir endlich Gas geben. Wir können nicht so tun, als seien wir die besten Lieferanten und innovativsten auf dem Globus, und unsere Kunden mit dem Qualitätsärger im Regen stehen lassen“, zeigt sich ein Bosch-Mann einsichtig. So denke allerdings nicht nur er, sondern die ganze Führungsmannschaft. Nur die Konsequenzen bleiben aus.
Als Mercedes-Benz wegen massiver elektronischer Ausfälle beim Command-System Bosch den Auftrag entzog, wurde schnell das Gerücht gestreut, dies sei deshalb passiert, weil Scholl öffentlich die Einkaufspolitik bei DaimlerChrysler kritisiert habe. Dass die Funktionsausfälle beim Navigationssystem unerträglich waren und den Auftragsentzug unumgänglich machten, wollte man bei Bosch einfach nicht wahrhaben.
Ärger steht Bosch aber nicht nur in Sachen Qualität ins Haus. Auch dass sich der Lieferant immer wieder als Innovator neuer Technologien feiern lasse, die wir in Auftrag gegeben haben und an denen wir maßgeblich mit gearbeitet und entwickelt haben“, stößt den Ingenieuren der Autohersteller immer öfter sauer auf. In einigen Entwicklungsabteilungen wird darüber nachgedacht bzw. wurde vollzogen, den Zulieferern die Kernkompetenz und Entwicklungshoheit wieder zu entziehen“. Ein Entwicklungschef: Wir verlassen uns lieber auf uns selbst.“ Für den Muster-Zulieferer Bosch ist das eine Katastrophe. - Für Hermann Scholl wäre es eigentlich wieder an der Zeit, einen ernsten Brief zu schreiben. Diesmal als Vorsitzender des Bosch-Aufsichtsrates.
PS/Hans-U. Wiersch, Peter Groschupf