Odyssee
Moin Leute,
ich hatte es ja schon angedeutet. Hier kommt nun meine kleine Odyssee durch die Welt der NDL X.
Zur Vorgeschichte:
Mein erster eigener MB war ein 124er, von privat, mit leichten Mängeln, aber ein ehrliches Fahrzeug. Es folgte ein Sandplatz-210 mit einigem Rost und einer festsitzenden Glühkerze, auch den für wenig Geld geschossen und für ebenso wenig Geld aufgemöbelt. Freunde wurden wir nicht, aber nach 2 Jahren habe ich effektiv kein Geld draufgelegt. Es folgte der 211er 280 CDI, wieder mit reichlich km (alle 3 zwischen 250 und 300TKM bei Kauf). Wieder ein ehrliches und günstiges Gefährt. Dann im Sommer der Jobwechsel und diesmal sollte es ein Wagen aus erster Hand und relativ wenig KM werden.
Die Entscheidung sollte ich zunächst nicht bereuen, zunächst...
Also im Juni ab zum Händler, den 280er für einigermaßen ordentliches Geld in Zahlung gegeben und dafür den reichlich ausgestatteten (siehe Seite 6 oder 7 dieses Threads) 500er mit 99TKM und MB-Garantie direkt von der Niederlassung mitgenommen. Ein Satz Winterreifen auf 17Zoll war auch noch drin. Aufgrund der Beschreibung der Verkäuferin (O-Ton: Erste Hand, lückenloses Scheckheft, alle Services in der eigenen NDL erfolgt, 1A-Top-Zustand) und dem durchaus akzeptablen Preis hatte ich keine Bauchschmerzen. Alle Umstände passten also, die lange Fahrt nach Hause war ein echtes Erlebnis. Doch wenn die rosarote Brille nach 2-3 Tagen ein wenig verblasst und man den Wagen auch mal sensibel im kalten Zustand bewegt, ergeben sich Wehwehchen, die so nicht gewollt waren:
Nach einigen Tagen hatte sich eine ganze Liste an Mängeln aufgestaut:
-Der 8-Zylinder schüttelt sich nach normaler Fahrt im Stand ganz leicht, nach 150km auf der BAB (z.B. bei McDonalds am DriveIn in Stufe D) aber merklich.
-Vornehmlich im kalten Zustand rupft der Automat im Schubbetrieb und unter leichter Last
-Aus dem Bereich der Luftdusche kommt im Bereich 40-60km/h ein suptiles, aber nervendes Jaulen. Ich habe da Klimakompressor oder Lüftermotor in Verdacht
-Das Telefon hält mittels ViseeO nicht die Verbindung wie zuvor beim 280er, muss nach jedem Motorstart neu initialisiert werden.
-Ein deutlisches Brummen des linken Hinterrades bei 110-130km/h
-Ein herunter sausender Handschuhfachdeckel
-2 bis 3 andere Kleinigkeiten, die ich jetzt schon wieder verdrängt habe.
Nachdem ich diese Liste für mich selbst aufgestellt hatte, wandte ich mich zunächst an die für mich zuständige Verkäuferin, um zu horchen, wie sie so auf die Reklamationen anspricht. Das Ergebnis war gänzlich unbefriedigend. "Gehen Sie zu einem MB-Partner Ihrer Wahl, sie haben doch Garantie." Von Sachmängelhaftung und Beweislastumkehr hat Sie bewusst nichts gesagt und ich habe mich bewusst "dumm" gestellt. Wohlbemerkt hatte der Wagen zu diesem Zeitpunkt 100500km auf der Uhr, so dass ich mit 20% Material dabei gewesen wäre. Das sehe ich so nicht ein.
Mein zweiter Anruf landete dann beim Kollegen, da sich die Verkäuferin im Urlaub befand. Ich hatte um mögliche Lösungsansätze gebeten, wir wir die Mängel nun beheben lassen könnten. Mir war dabei bewusst, dass dem Händler die Gelegenheit gegeben werden muss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Doch meine Reisekosten für 2x700km wollte man partout nicht begleichen. Abholen sei auch nicht drin, ich müsste die Sache schon selbst organisieren. Wir haben wegen dieser Geschichte mehrmals telefoniert, d.h. ich habe telefoniert, denn die jeweils am Ende eines Gespräches versprochenen Rückrufe wurden nie getätigt. Ich habe immer freundlich, aber bestimmt meine berechtigten Forderungen klar gemacht.
Nach Androhung des rechtlichen Beistandes (dass das immer nötig sein muss) konnte dann doch ein Termin ausgemacht werden. Die Probefahrt mit dem Meister beschränkte sich auf eine "Runde um den Block". Bei der Frage bezüglich des sausenden Deckels wurde ich schlichtweg angelogen. Auch nach zweimaligem Nachhaken hätte der 211 kein gedämftes Handschuhfach, naja... Da ich alles ordentlich und in einem Rutsch machen lassen wollte, gab ich der Werkstatt von Mittwoch früh bis Freitag, respektive Samstag, also mindestens 3 volle Tage.
Umso erstaunter war ich, als ich 4h (in Worten vier Stunden) später einen Anruf bekam, saß ich bereits im 250km entfernten Hannover bei Freunden auf der Couch. Man teilte mir mit, dass mein Auto fertig sei.
Könnt ihr euch vorstellen, wie verarsscht man sich vorkommt? Ich habe dann freundlich mitgeteilt, dass ich jetzt nach über 12 Stunden Autofahrt absolut keinen Nerv mehr für die Sache hätte. Am nächsten Tag habe ich mir dann den Meister geben lassen. Auf meine sämtlichen Fragen wurde nicht wirklich eingegangen. Es sei alles Software bedingt. Nach den entsprechenden Updates sei nun alles in Ordnung. Ich habe explizit verlangt, noch eine Kontrollfahrt zu absolvieren, da ich nicht umsonst wieder 250km zur Werkstatt fahren wollte.
Was soll ich euch sagen? Am Freitag früh bei der Werkstatt angekommen, musste ich wieder hart um mein KM-Geld feilschen. Ersatzreifen gab es nicht und als ich in mein Auto einsteige und beim Losfahren das Ziel eingeben wollte, hatte meine Reise nach 100m vorerst ihr Ende. Das Comand kannte mit mal mein Navi nicht mehr. Ein blauer Bildschirm, mehr nicht. Nach fast 2h ergebnisloser Suche nach der Ursache durfte ich (ohne Navigationsmöglichkeit) dann die 700km Heimreise antreten. Zum Glück gab es keine zu umfahrenden Staus, so dass ich die gewohnte Strecke nehmen konnte. Nach Unlust, Lügnerei dann auch noch Unvermögen, ich bin von der Idee, nicht auf den Preis, sondern auf die Austattung und die Historie eines Fahrzeuges zu gucken, wieder weit weit weg...
Achja, nach dem Fiasko kann ich nun alles ohne weitere Kosten bei meiner VT machen lassen. Anfang November gibts ne Spülung des ATG, das Motorruckeln will man beobachten und nicht Totschweigen.
Alles in allem bin ich mehr als enttäuscht und habe dies auch gegenüber dem Personal der verkaufenden Niederlassung kundgetan. Eine Entschuldigung erfolgte nie. Bei der Frage der Hotline, wie denn mein Kauf vonstatten ging (MB macht da wohl ne Art Serviceumfrage) wäre ich bald durch den Hörer gegangen, aber dafür konnte die Dame am anderen Ende natürlich nichts.
Fazit: NDL sind nicht besser und kochen auch nur mit dreckigem Wasser. Zum Glück musste ich Frauchen versprechen, dass der Wagen mind. 5 Jahre bleibt. Dann habe ich für diese Zeit auch meine Ruhe
MfG Paule