W164 ohne Keilzapfentürschloss
Da wir gerade beim Thema sind. Hier die Geschichte des Keilzapfentürschloss, dass beim W164 erstmals NICHT mehr eingesetzt werden sollte nach den bisherigen Photos.
<B>Das Mercedes-Benz Keilzapfen-Türschloss</B>
Stuttgart, 02.07.2003
Im Jahre 1939 wurde auf Wunsch des damaligen Generaldirektors von Daimler-Benz, Dr. Ing. Wilhelm Haspel, die Erforschung der Unfallsicherheit als neue Entwicklungsaufgabe aufgenommen. Verantwortlicher Leiter war der ebenso fortschrittlich wie unkonventionell denkende Karl Wilfert. Sein in extremen Denkmustern frei arbeitender „Experimentator“ war der geniale und später als „Nestor der Passiven Sicherheit“ berühmt gewordene Béla Barényi. Aus dieser Verbindung ging im Laufe der nächsten Jahrzehnte eine bis ins Detail reichende, immer sicherheitsbewusstere Konstruktion von Mercedes-Benz Pkws hervor.
Denkanstöße und die Suche nach dem „Gewusst wie“ für Modelle und Prototypen von „Sicherheitsfahrzeugen“ und deren konstruktive Ausformung gaben schon in diesen frühen Jahren die Untersuchung und Begutachtung von Unfallfahrzeugen.
Ein sehr auffälliges Kriterium bei Unfällen waren seinerzeit die schon bei verhältnismäßig harmlosen Kollisionen aufspringenden Türen - die sich meist auch noch nach vorne öffneten - mit der fatalen Folge, das Fahrer und Passagiere häufig aus dem Auto geschleudert wurden. Rund 25 Prozent der getöteten Autofahrer ließ sich auf diesen Umstand zurückführen.
Da Halte- oder gar Sicherheitsgurte noch weitgehend unbekannt waren, galt als wesentliche Detailaufgabe, das Aufspringen besonders der vorderen Türen zu verhindern. Ansatzpunkt waren die Türschlösser, die entsprechend gängiger Ausführung meist nur aus einer geradezu klassischen Haustürfalle bestanden, die aber immerhin schon, angepasst an die Belange eines Kraftfahrzeuges, über doppelte Zuhaltungskeile als „Sicherheitspolster“ verfügten, um ein spontanes Aufspringen der Türen bei schlechten Straßenverhältnissen zu verhindern.
Zahlreiche Versuche führten bereits 1949 zu einem ersten Patent mit dem Titel: „Schließvorrichtung, insbesondere für Kraftfahrzeugtüren“, registriert vom Deutschen Patentamt unter der Patentschrift Nr. 827 905 vom 23. April 1949 für die Daimler-Benz AG.
Diese ersten Sicherheitsschlösser bewährten sich grundsätzlich, waren aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss, denn unter bestimmten Umständen, zum Beispiel bei Überschlägen, sprangen auch bei dieser Ausführung die Türen immer wieder mal auf. Was fehlte, war das Zusammenwirken mehrerer Komponenten, unter anderem auch die grundsätzliche Verbesserung der Fahrgastzellen-Festigkeit, die bei sich öffnenden Türen schlagartig nachließ.
Gesucht wurde daher zunächst weiter nach einer Schlossausführung, die unter allen Umständen die Türen zuhält, um den wertvollen Überlebensraum für die Passagiere zu stützen und zu sichern.
Nach mehreren Vorstufen gelingt die berühmte und wegweisende Konstruktion: Das Mercedes-Benz Keilzapfen-Türschloss mit zwei Sicherheitsrasten. Das Patent für das „Zapfenschloss, insbesondere für Kraftfahrzeuge“ wurde unter der DBP-Nr. 1 089 664 am 2. Juli 1958 erteilt.
Erste Anwendung in der Serie findet das Keilzapfen-Türschloss im Mercedes-Benz Typ 220 von 1959, der „Heckflosse“, dem weltweit ersten Pkw mit einer ganzheitlichen Sicherheitskarosserie, also gestaltfester Fahrgastzelle, Knautschzonen vorne und hinten sowie einem vollständig „entschärften“ Innenraum.
Die in langen Jahren theoretisch und in Prinzipversuchen von Mercedes-Benz erarbeiteten Kriterien der Passiven Sicherheit wie
- Extrem gestaltfeste Fahrgastzelle
- Knautschzonen vorne und hinten
- Flankenschutz bei Seitenaufprall
- Sicherheitsschlösser
- Geteilte Lenksäule
- Sicherheitslenkrad
- Sicherheitsgurte
- Reparaturfreundliche Bug- und Heckpartie
nahmen in dieser Limousine erstmals konkrete Gestalt an und münden heute in das innovative, von Mercedes-Benz entwickelte, vorausschauend reagierende PRE-SAFE-Sicherheitssystem. Mit PRE-SAFE werden die Grenzen zwischen Passiver und Aktiver Sicherheit erstmals fließend. Ein weiterer Teilaspekt auf dem Weg zum unfallfreien Fahren.
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